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Obdach lose an
der Fassade
Wenn man durch die Straßen der Stadt geht, sieht man sie: Obdachlose, zugedeckt
mit Fetzen oder Zeitungen, sie liegen auf U-Bahnschächten, in ruhigen, finsteren
Winkeln und hoffen auf warmes Wetter. Manchmal kommen sie in Notschlafstellen
unter, viele ziehen aber die totale Unabhängigkeit und das Schlafen im Freien vor.
Speziell in New York, wo Freiflächen Mangelware
und die Mieten exorbitant hoch
sind, steigt die Zahl der Menschen, die kein
Dach mehr über dem Kopf haben, sich kein
Zimmer leisten können, stetig an. Schätzungen
zufolge schlafen derzeit 62.000 Personen
in Notschlafstellen oder -unterkünften,
Tausende weitere in den U-Bahn-Systemen,
auf den Straßen oder in Parkanlagen. Das
„Department of Homeless Services“ (DHS)
Text: Peter Reischer Renderings: Framlab
hat in N.Y. ein jährliches Budget von 770
Mio. Euro, das ist eine gewaltige finanzielle
Belastung für eine Stadt.
In N.Y., aber auch in anderen Städten der
Welt, kann dieses Problem auf zwei Arten
gelöst werden. Entweder es werden eine
Menge neuer günstiger Kleinwohnungen
gebaut oder man stellt eine temporäre, kostengünstige
Wohnalternative für die ärmste
Schicht der Bevölkerung zur Verfügung.
Obwohl fast jeder Quadratmeter Grundfläche
in New York bereits besetzt ist, besteht
doch noch eine Menge Freiraum im Bereich
der Senkrechten. Das sind die freien Seitenflächen
(Feuermauern) bei Grundstücken,
wo gerade ein Haus abgebrochen wurde
und die Lücke noch offen ist. Bis die nächste
Immobilie hier entsteht, gibt es Hunderte
von Quadratmetern ungenutzte Fläche und
damit Wohnmöglichkeiten.