14 architektur FACHMAGAZIN Magazin
Verantwortung und Humanität in der Architektur
Den als Nobelpreis der Architektur
gehandelten Pritzker Prize hat 2018
der indische Architekt Professor
Balkrishna
Doshi erhalten.
Er ist Stadtplaner, Pädagoge und Architekt
seit 70 Jahren und hat den Diskurs der Architektur
des 20sten Jahrhunderts vor allem
in Indien aber auch international mitgeprägt.
Einflüsse von Le Corbusier und Louis
Khan sind in seinen Werken sichtbar, jedoch
sehr von seinem eigenen ethischen, verantwortungsvollen
und humanistischen Geist
geprägt. Doshis Architektur erforscht die
Beziehungen zwischen den fundamentalen
Bedürfnissen des menschlichen Lebens, die
Verbindung zur Kultur, das Verständnis der
sozialen Traditionen und alles im Kontext
zu Raum und Umgebung. Seine Arbeiten
sind poetisch und auch funktional.
In seinen städtebaulichen Konzepten wird
der Versuch sichtbar, eine Synthese zwischen
dem reformistischen Urbanismus Le
Corbusiers und dessen Betonung von Natur
und Sonne mit der Tradition von Höfen und
engen Straßen zu verbinden. Er übernimmt
das im 18. Jahrhundert angewandte 9-Felder
Diagramm des Vastu Purusha Mandala
und reinterpretiert in zeitgemäßer Sprache
Dimensionen und soziale Aufteilung bis hin
zur Fassadengestaltung. Er ist der 45. Pritzker
Preisträger und der erste aus Indien.
Energietransfer
Die Schweiz ist immer schon besonders
gewesen. Besonders ist auch dieses
Mehrfamilienhaus in Zürich-Leimbach
der René Schmid Architekten aus Zürich.
Es ist mit 95 Prozent identischen,
als anmutige Schuppung in Metallhalterungen
eingehängten Photovoltaikmodulen
verkleidet, die zusammen mit
bifazialen Modulen auf dem Dach elektrischen
Strom für den Eigenverbrauch
und das Netz erzeugen.
Besonderes Augenmerk legte man bei diesem
Projekt auf die jahreszeitbedingte Diskrepanz
von Bedarf und Produktion bei der
Photovoltaik-Stromerzeugung: Im Sommer
wird viel produziert und für den Gebäudekomfort
wenig benötigt, im Winter ist es
umgekehrt. Große Hoffnungen setzt man
in die Power-to-Gas-Technologie, die Strom
in Wasserstoff und dann in Methan umwandelt.
Die Speicherung von überschüssig anfallender
Energie in Form von Methan ist in
Zeiträumen von Wochen und Monaten effizienter
als in Form von elektrischem Strom
in Batterien. Das Haus besitzt im Keller
eine Hybridbox. Sie enthält eine Sole/Wasser
Wärmepumpe und eine Wärmekraftkopplung.
Füttern lässt sie sich mit Strom
aus der Eigenproduktion, sowie mit Gas und
Strom aus den Versorgungsnetzen. Dafür
erzeugt sie im Verbund mit einer mechanischen
Lüftung ein angenehmes Wohnraumklima,
erwärmt das Brauchwasser und
ist auch in der Lage, in einem Gas-to-Power
Prozess elektrischen Strom zu erzeugen.
© Manuel Pestalozzi
Eine Steuerung sorgt dafür, dass die
aus bewährten Standardkomponenten zusammengesetzte
Hybridbox durchs ganze
Jahr und bei jedem Wetter das ökonomisch
Sinnvolle tut. Davon soll auch die Mobilität
profitieren und so ist in der Tiefgarage des
Gebäudes je eine Tankstelle für ein Elektro-
und ein Gasauto eingerichtet.
© VSF
© VSF