architektur FACHMAGAZIN 70 Technik & Fassade
Auf der Straßenebene schafft die dynamisch geformte
Auskragung des Marktdaches einen schattigen
Bereich, der eine Bereicherung des öffentlichen
Raumes bewirkt. Die aus hellen Aluminiumrippen
gebildete Form dieses Überhanges bezieht sich auf
den Fluss der arabischen Kalligrafie. Sie folgt den
logischen und spielerischen Bewegungen des Sonnenlichtes,
bildet Licht- und Schattenzonen, bewirkt
eine natürliche Ventilation und ist eine ephemere Erscheinung.
Die Komplexität der Konstruktion steht in
einem starken Kontrast zur soliden, unter ihr liegenden
Stahlbetonkonstruktion. Die Aluminiumrippen
ziehen sich über diese Körper und das gesamte Dach
hinweg, bedecken die Dachterrasse und enden in einer
imaginären Spindel circa im Mittelpunkt der den
Gebäudekomplex beschreibenden Mauerbögen. Auf
der einen, dem Meer zugewandten Seite bilden sie
auch ein Vordach, unter dem Fischer ihre Boote und
Netze lagern können.
Es ist diese bestimmte architektonische Sprache,
aufgrund derer Snøhetta seit 25 Jahren einige der bedeutendsten
Kulturbauten (auch nach Wettbewerbsgewinnen)
in Europa errichtet: eine Vermengung von
zwei Ebenen, Körper und Zeichenhaftigkeit, aber
immer im Kontext mit der urbanen Umgebung. Und
immer auf der zweiten Ebene mit einer emotionalen,
sozialen oder metaphysischen Aussage. Hier beim
Muttrah Fischmarkt im Oman ist auf dieser „zweiten“
Ebene der Architektur die clevere Verbindung von
Technik und lang bekannten, simplen Wirkungen der
natürlichen Belichtung und Belüftung bemerkenswert.
Kein absoluter Technologieexport, sondern ein
Aufgreifen der lokalen Traditionen und der örtlichen
Baukunde, vermischt mit einer fast spröde wirkenden,
(rp)
nordischen Eleganz.