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auch neue Softwareprodukte erfordert –
etwa mit Autodesk Navisworks, Solibri Model
Checker, Ceapoint Desite etc. Software
zur BIM-Modellprüfung, -Koordination oder
-Auswertung – müssen sich Mitarbeiter ohnehin
weiterbilden und schulen lassen.
Ist ein Umstieg erforderlich, weil die Software
nicht BIM-konform ist, muss der
BIM-Einführung ein Software-Auswahlprozess
vorangestellt werden. Danach wird die
neue Software im Unternehmen eingeführt,
was mehrtägige Schulungen und eine mehrwöchige
Einstiegsphase nach sich ziehen
kann, bevor sie produktiv einsetzbar ist. Diese
Verzögerung muss man unter anderem
auch aus wirtschaftlicher Sicht berücksichtigen,
weil sich dadurch kurzfristig auch die
Gewinnmarge eines Büros reduzieren kann.
Neben der Software sollte auch die Hardware,
die Netzwerk- und Kommunikationsstruktur
auf den Prüfstand. Nicht nur BIM-Software,
auch größere BIM-Projekte können alleine
durch die Datenmenge veraltete Rechner
schnell in die Knie zwingen. Eine eventuell
notwendige Aktualisierung der IT-Infrastruktur
sollte deshalb sowohl zeitlich als auch
finanziell einkalkuliert werden.
Wie ändern sich Prozesse?
Viele der über Jahre im Unternehmen etablierten
Gewohnheiten und Arbeitsabläufe ändern,
anpassen oder gar komplett über Bord
werfen zu müssen, zählt wohl zu den größten
Herausforderungen des BIM-Umstiegs.
Bedingt durch die Notwendigkeit, Informationen
koordiniert bürointern auszutauschen,
mit externen Projektpartnern enger und
intensiver zusammenzuarbeiten, verändern
sich interne und externe Prozesse vor allem
in der Kommunikation und Kooperation
zwangsläufig. Gefragt
sind nicht mehr ausschließlich auf
das eigene Büro zugeschnittene
Abläufe, sondern mit den Projektpartnern
vernetzte und abgestimmte
Arbeitsschritte, die sich
an BIM-Standards orientieren. Sie
sollen dazu dienen, bestimmte
Qualitäten im Austausch, in der
Kommunikation und Koordination
zu definieren, regelmäßig zu prüfen
und so eine disziplinierte und
verlässliche Zusammenarbeit zu
ermöglichen.
Das setzt einheitliche Regeln
zur Erstellung, Weitergabe, Nutzung
und Verwaltung von Daten
voraus, denn nur so lassen sich
überflüssige Tätigkeiten, wie die
wiederholte Eingabe identischer
Daten oder die Suche nach Informationen
vermeiden.
Ob über interne oder externe Schulungen oder BIM-Consulter: Ein fundiertes BIM-Know-how muss
im Unternehmen aufgebaut und aktuell gehalten werden.
© Stabiplan
Dafür werden sowohl standardisierte
Prozesse als auch hersteller- und softwareunabhängige
Datenstandards benötigt.
Mehrere internationale und nationale
BIM-Richtlinienentwürfe beschäftigen
sich derzeit mit der Vereinheitlichung von
Qualitäten und Prozessen, etwa die oben
genannte ÖNORM A 6241. Einerseits bietet
BIM die Chance, dass Unternehmen die
Umstellung dazu nutzen, ihre bisherigen
Arbeitsabläufe zu hinterfragen und gegebenenfalls
neu zu organisieren. Andererseits
ist es weder sinnvoll noch realistisch,
über viele Jahre Gewachsenes und Bewährtes
von heute auf morgen durch Neues zu
ersetzten. Prozesse im Unternehmen sollten
deshalb allmählich und nur dort an die
BIM-Planungsmethode angepasst werden,
wo es erforderlich ist.
Wie wird der BIM-Einstieg
umgesetzt?
Der Ablauf der BIM-Einführung muss unter
Einbeziehung aller Mitarbeiter im Detail
geplant werden. Dazu sollte, aufbauend
auf den Zielvorgaben und Ergebnissen der
Soll- und Ist-Vergleiche, ein grober Zeitplan
entwickelt werden. So erfahren alle Mitarbeiter,
wie die Umstellung zeitlich und inhaltlich
ablaufen soll: Welche Software wird
wann gekauft, installiert und eingesetzt?
Wer wird wann, wie lange und auf welche
Software geschult? Wann startet das erste
BIM-Projekt und wer übernimmt dabei welche
Aufgaben?
Wichtig ist, mit einem kleinen Pilotprojekt
anzufangen, am besten zunächst als Little/
Closed BIM: Dazu eignet sich beispielsweise
ein Einfamilienhaus oder ein kleines Gewerbeprojekt,
das neben Grundrissen auch
Aufrisse, Schnitte, Massen, Mengen und
andere Berechnungen voraussetzt. Wenn
es die wirtschaftliche Situation des Büros
erlaubt, kann auch ein Probelauf mit einem
kleinen, bereits abgeschlossen Projekt
sinnvoll sein, weil man sich entspannter auf
die neue Arbeitsweise einlassen und Vorher
mit Nachher besser vergleichen, kann.
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