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© Slyworks Photography
Papierturm
Bis zu einer Höhe von 18 Metern türmt sich
das Objekt mit der Bezeichnung „Hive“ in der
Halle des National Building Museum in Washington,
D.C. auf. Das Team von Studio Gang,
einem in Chicago und New York ansässigen
Büro, hat die Installation gestaltet. „Hive“ ist
aus 2.700 Papierzylindern gebaut und vollkommen
recycelbar. Die Röhren sind bis zu
drei Meter hoch und ihre Verbindung ergibt
drei domähnliche Kammern. Die mittlere hat
eine fast drei Meter große Öffnung an ihrer
Spitze. Die silberne Außenseite der Röhren
schafft zusammen mit einer magentafarbenen
Innenseite einen merkwürdigen Kontrast
mit den historischen Räumen und den korinthischen
Säulen des Museums. Die Form der
Papierarchitektur nimmt auch nicht unbeabsichtigt
eine Verbindung zu Bauten, wie dem
Dom von Brunelleschi in Florenz oder den
Lehmhütten in Kamerun auf. Papier als Baumaterial
wird hier zu Räumen gefügt, die irritieren,
nachdenklich stimmen und trotzdem
auch völlig „natürlich“ sind.
Metallgestaltung
In Pasadena, einem Vorort von Houston,
Texas entstand auf Initiative der ortsansässigen
Industrie das Houston Area Safety
Council (HASC) als gemeinnützige Einrichtung
für Sicherheitstrainings. Der Bau einer
eigenen arbeitsmedizinischen Klinik mit
Akutversorgung war ein entscheidender
weiterer Schritt auf dem ganzheitlichen Betreuungsweg
des HASC. Sein markantes Gesicht
verdankt der Klinikentwurf von Kirksey
Architecture dem als Halbrund gebauten
Haupteingang. Die 100 m2 große Dachbrüstung
aus semitransparentem Edelstahlgewebe
wurde mit einem Entwurf der Architekten
versehen. Dieses Motiv zeigt die Skyline
von Houston mit Wolkenkratzern, Bohrtürmen,
Schloten, Kränen und Menschen. Die
vielschichtige Perspektive wurde scherenschnittartig
in einem eigens entwickelten,
speziellen Etchingverfahren auf das Edelstahlgewebe
appliziert. Hierfür bot die glatte
© Slyworks Photography © Slyworks Photography
Oberfläche und relativ dichte Struktur des
Gewebes besonders gute Voraussetzungen.
In umfangreichen Tests entwickelte man
deshalb ein Verfahren, mit dem die Motivvorlage
in der verlangten Detailtreue und räumlichen
Wirkung gestrahlt werden konnte. Es
entstand auf einer Gesamtfläche von 100
Quadratmetern, die sich aus sieben Paneelen
– jede 3,4 x 4,3 Meter groß – zusammensetzt,
ein optisch nahtloses Panoramabild des geschäftigen
Treibens der Region. Ohne weitere
Oberflächenbehandlung ist diese Bildwelt
dauerhaft witterungs- und UV-beständig. Je
nach Lichteinfall und Betrachtungswinkel
wirken die Motive blickdicht oder transparent.
Nachts verleihen Strahler der Szenerie
mit gezielt gesetzten Lichtakzenten die Anmutung
eines Schattentheaters.