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Wo Interessenvertretung zum Spaziergang wird
Ein gutes Beispiel für eine veränderte Sicht dieser
Kriterien ist der neue Eingangs-, Empfangs- und Beratungsbereich
der Industrie- und Handelskammer
Potsdam (IHK). Er will nicht nur den Mitarbeitern zur
Verfügung stehen, sondern explizit eine Einladung
an alle IHK-Mitglieder aussprechen, in dieser „Businesslounge“
zum entspannten Gespräch zusammenzukommen.
BvdM Architekten (Jochen Buder, Constantin
von der Mülbe) schufen mit dem Foyerumbau
eine Atmosphäre, in der anstelle nüchterner Repräsentation
der Besucher die Räume als Schaltstelle
für Vernetzung erlebt. Der aus der Symmetrieachse
gerückte helle Empfangstresen fungiert als gestalterisches
Verbindungselement zur „Weißen Moderne“,
der sich der Bestandsbau aus den 1990er Jahren verschrieben
hat. Während der Brandenburger Adler aus
dem Logo der IKH Potsdam übergroß, aber in stark
abstrahierter Form, über den zeitgemäßen Umgang
mit Tradition wacht, kommuniziert ein gigantischer
Leuchtkasten die IHK als dynamischen Impulsgeber
für Vernetzungsstruktur. Der strenge Rhythmus
der Stützenreihe in den ehemaligen Verteilertunneln
wurde teils gelichtet, teils ergänzt, sodass sich spielerisch
Durchgänge ergeben, die sich mit geschlossenen
Präsentationsflächen abwechseln.
Beiderseits der zentralen Empfangsgeste gelangt
man so in die neu gestalteten „Lounge-“ und „Bibliotheksbereiche“
zwischen denen in akustisch bedämpften
Besprechungsboxen unterschiedliche formellere
und informellere Einladungen zum Gespräch
möglich sind. Eine überflüssig gewordene Raumnische
beherbergt heute eine skulpturale „Leitbildwand“,
deren bewegte Form dazu animieren will, immer
neu bespielt zu werden. Die Kreise in Decke und
Boden dienen nicht nur der verbesserten Akustik, sie
formen spielerisch Lichtungen in dem augenzwinkernden
regionalen Bezug in Form eines in Farbstreifen
und Schwarzstahlstäben übersetzten Brandenburger
Waldes. Das Motiv des Kreises, das in der
Bestandsarchitektur des Hauses immer wieder auftaucht,
wird hier von seiner architektonischen Strenge
befreit und von der Innenarchitektur spielerisch
genutzt. Spielerisch und intuitiv funktioniert auch
die sogenannte „Start-Up-Lounge“ mit einer möbelhaft
collagierten Informations- und Broschürenwand,
mit Sitzstufen, gegenüberliegendem Bildschirm und
angegliedertem Computerarbeitsplatz.