3 www.architektur-online.com Editorial
Material und Masse
Die vorliegende Ausgabe von architektur beschäftigt sich mit der altbekannten
Wechselwirkung von Material und Masse und damit, wie manche Architekten mit
diesen Begriffen auf eine neue und kreative Art und Weise umgehen. Es ist diese
wundersame Wirkung des Materials auf die Masse des Körpers, auf die Architektur,
die immer wieder zu theoretischen, fast metaphysischen Auslegungen und
Interpretationen von Architektur führt.
Coverbild:
The Silo / Kopenhagen / COBE
© Rasmus Hjortshøj – COAST
So finden Sie hier das Projekt des „Museum
of Western Regions“ (Xinjiang Wind Architectural
Design & Research Institute Co.
Ltd) in der Wüste Gobi in China, das in seiner
fast apokalyptischen Erscheinung wie
eine Endzeitarchitektur anmutet. Doch bei
genauer Betrachtung basiert hier das Spiel
von Material & Masse auf einem wohlüberlegten
Konzept einer „neuen“ Architekturauffassung,
die sich dem sogenannten „Uncertain
Design“ verpflichtet. Eine Methode,
die der „Westen“ sehr wohl vom „Osten“ lernen
könnte.
Das Projekt „The Silo“ (COBE) in Kopenhagen
hat eine ähnliche Anmutung, aber hier
sind die Masse im Sinne einer vergangenen
Funktion und das Material als Kontrapunkt
zu dieser verwendet worden: Ein ehemaliger
Getreidespeicher aus Stahlbeton ist an
der Außenseite mit facettierten Stahlblechen
verkleidet worden - und ein urbaner
Hotspot entstand.
Vom Hochbau weg bewegt sich bei der
„Mont-Ras Winery“ in Girona/Spanien (Jorge
Vidal und Victor Rahola) die Architektur
unter die Erde, ganz wie es sich für einen
Weinkeller gehört. Es ist ein Lehrbeispiel
von Masse und Leerraum, das sich in der
ausgewogenen und reduzierten Wahl der
verwendeten Baumaterialien manifestiert.
Beim „Creche Ropponmatsu Kindergarten“
(Emmanuelle Moureaux) in Japan hat die
Architektin ein Spiel von Körper und Farbe
gewagt. Sie verzichtet dabei auf übersteigerte
Materialwahlen und beschränkt sich
darauf, die Farbe als zweite Ebene in ihr
Projekt einzuführen. Die Nutznießer dieses
Konzeptes sind die Kinder.
In Senegal zeigt uns der amerikanisch/japanische
Architekt Toshiko Mori mit seinem
Ansatz für „Thread“, dass es keiner neuen
Materialien und Technologien bedarf, um
eine menschengerechte und trotzdem moderne
Architektur, die noch dazu im Einklang
mit Ökologie und Natur steht, zu gestalten.
Über Materialvisionen sinniert Cyril Lancelin
in Frankreich, wenn er seine „Green Chapel“
oder sein „Glas House“ in den Wäldern
positioniert. Hier lassen die verwendeten
Baustoffe neue, bis heute nicht vorgestellte
Raummöglichkeiten entstehen.
Ein Fachbericht befasst sich mit Materialien,
die teilweise gar nicht so utopisch sind,
sondern Lösungen für Nachhaltigkeitsfragen
bieten können. Licht, Architekturszene,
Magazinberichte und Produkt News fehlen
natürlich auch nicht in diesem Heft, ebensowenig
wie die – in jeder zweiten Ausgabe
erscheinende – Retailstrecke.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen
und manche kreative Anregung.
Peter Reischer
EXKLUSIVER
SONNENSCHUTZ
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8055 Graz
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