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der räumliche Bilder in höherer, fotorealistischer
Qualität in Echtzeit berechnet. Je
nach Modell unterscheiden sich VR-Brillen
in der Displayauflösung, dem Sichtfeld, der
Bild- und Tonqualität, der Trackingfunktion,
dem benötigten Zubehör und dem Preis.
Wichtig ist auch eine optische Korrektur für
Brillenträger, denn eine Sehhilfe passt nicht
unter alle VR-Brillen.
Welche Möglichkeiten bieten VR-Brillen?
Neben der Möglichkeit, Bauherren und
Kunden „mitzunehmen“, für einen Designvorschlag
zu begeistern und dadurch Entscheidungsprozesse
zu beschleunigen, bietet
die Vorwegnahme des Gebauten weitere
Vorteile. So kann die Vermeidung von Missverständnissen
und Fehlern viel Geld sparen.
Auch wer ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen
hat – die gebaute Realität
hat schon so manchen Bauherren, manchmal
aber auch den Planer selbst überrascht.
Viele können sich dreidimensionale
Objekte oder Innenräume anhand von Planzeichnungen
nur unzureichend räumlich
vorstellen. Missverständnisse und Enttäuschungen
sind dann vorprogrammiert: Mal
erweisen sich Türen als zu schmal, mal sind
Treppenläufe zu steil und zu eng, Küchenoberschränke
zu hoch angebracht oder
Pfosten- und Riegelteilungen von Fenstern
unpraktisch. Spätere Änderungen verursachen
Ärger und kosten viel Geld. Virtuelle
Objektbegehungen versprechen Abhilfe
und kosten unter dem Strich weniger. Steht
man unmittelbar vor dem Objekt oder mitten
im Raum, fallen ungünstige Bauteilabmessungen,
unbefriedigende Proportionen,
eine funktional ungeschickte Gestaltung
oder ergonomisch ungünstige Licht- und
Platzverhältnisse eher auf, als auf dem Plan.
Alle Objekte sind zum Greifen nah und können
– bei entsprechender Programmierung
– sogar in ihrer Funktion überprüft werden
(z. B. das Öffnen und Schließen, Heben
und Senken von Bauteilen etc.). Ja sogar
Funktionsabfolgen bei der Benutzung des
Küchen- oder Badmobiliars etwa können
unmittelbar am VR-Modell simuliert, „ausprobiert“
und optimiert werden.
Die Wahrnehmung virtueller Objekte ist
dabei so unmittelbar, dass beispielsweise
Stolperfallen oder zu geringe Kopfhöhen
sogar körperlich „spürbar“ werden: Man
hebt automatisch den Fuß oder zieht den
Kopf ein, obwohl die Objekte nicht real sind.
Neben Fragen zur Geometrie, Funktion und
Ergonomie können auch bau- oder montagetechnische
Aspekte überprüft werden:
Kommen alle, auch die größten Bauteile an
den Montageort oder muss man sie teilen?
Reicht der Platz, um das letzte Element
noch montieren zu können? Diese und weitere
für die Objektrealisierung relevanten
Aspekte lassen sich schon im Vorfeld klären.
Wie läuft eine VR-Präsentation ab?
Ohne 3D-Geometriedaten keine VR. Grundlage
jeder VR-Präsentation ist ein konsistentes
3D-CAD-Modell, dessen Oberflächen
mit Farben und Texturen belegt,
transparente oder spiegelnde Oberflächen
definiert wurden etc. Auch die umgebende
Szenerie muss digital gebaut und mit virtuellen
Lichtquellen möglichst effektvoll ausgeleuchtet
werden. Erstellt werden 3D-Modelle
oder Räume, inklusive Material- und
Lichtdefinition entweder mit (Architektur-)
CAD-Programmen oder mit Modellier-Software
wie etwa SketchUp, 3D Studio, Cinema
4D, Maya und anderen. Für eine VR-Präsentation
werden die Daten in den webfähigen
Formaten VRML, WebVR und X3D exportiert.
Unterschieden werden zwei Arten von
VR-Präsentationen: 360-Grad-Kugelpanoramen
werden im Voraus berechnet und
ermöglichen dem Anwender einer mobilen
VR-Brille per Kopfdrehung die räumliche
Betrachtung von Objekten in einem Raum
und das Heranzoomen von Details. Man
kann auch mehrere 360-Grad-Panoramen
u Mobile VR-Brillen nutzen ein Android
oder iOS-Smartphone als Display,
das in die VR-Brille eingeschoben oder
eingelegt wird.
© Zeiss
q Damit kann sich der Kunde vorher
berechnete 360-Grad-Panoramen über
einen Link zuhause anschauen.
© Schuster Innenausbau
www.schuster-innenausbau.de
zusammenschalten, dann lassen sich auch
komplette Wohnungen und Gebäude virtuell
erkunden. Werden die Panoramen auf
einen Web-Server geladen, kann der Kunde
über einen Link zu Hause die Präsentation
öffnen und auf einem Tablet oder Smartphone
anschauen. Schaltet er auf dem
Smartphone in den VR-Modus, kann er sich
das Objekt mit einer preiswerten Cardboard
Brille im virtuellen Raum anschauen.
„Echte“ VR-Präsentationen werden dagegen
in Echtzeit von leistungsfähigen PCs
berechnet und auf „echten“ VR-Brillen
(s. o.) angezeigt. Die Echtzeit-Berechnung
ermöglicht eine freie Bewegung im Raum
sowie Interaktionen, etwa das Öffnen von
Schranktüren, das Ändern von Farben,
Oberflächen, Materialien oder das Konfigurieren
von Möbeln. Das setzt eine entsprechend
leistungsfähige Hardware-Ausstattung
im Büro voraus. Der Zeitaufwand für
eine VR-Präsentation hängt von der Objektgröße
und -komplexität, von eventuell gewünschten
Interaktionen, der Qualität der
3D-Daten und dem Aufbereitungsaufwand
ab. Einfache VR-Präsentationen für einen
Raum kosten als Dienstleistung ab 1.000
Euro, für ein Raumensemble oder Gebäude
5.000 Euro und mehr.