26 architektur FACHMAGAZIN Magazin
Lang lebe die
Membrane!
Membranbauten werden häufig als Interimsbauten eingesetzt und erreichen deshalb
nur selten ein Alter von 20 Jahren oder mehr. Dabei zeichnen sich gerade textile
Konstruktionen durch eine besondere Ästhetik aus und mit ihrem Abriss gehen
oftmals wahre Ingenieurskunstwerke verloren. Eine Ausnahme ist die Überdachung
der Freilichtbühne in Tecklenburg – sie zeigt beispielhaft, wie langlebig leichte
Konstruktionen sein können und welches Potenzial diesen Bauwerken innewohnt.
Fotos: R. Borgmann
Vor 25 Jahren wollte die Freilichtbühne
Tecklenburg e.V. für ihre jährlich stattfindenden
Sommerfestspiele einen Regenbaldachin.
Entwickelt wurde die bewegliche
Überdachung von dem Ingenieurbüro IPL,
aus dem im Jahr 2004 formTL Ingenieure
hervorgingen.
Bei schlechtem Wetter ist das Dach ausfahrbar
und beschirmt sowohl Zuschauer
als auch Bühne, bei trockenem Wetter gewährt
es freien Blick auf den Himmel. Die
Konstruktion besteht aus sechs filigranen
Seilbindern, an denen fünf längs verlaufende
Schienen hängen. Auf diesen Schienen
bewegen sich sechs Stahlbögen mit
Laufwagen – daran sind die doppellagigen
Membranen befestigt. Sobald das Dach aufgespannt
ist, werden die Membranen zu Kissen
aufgeblasen und damit windstabil und
überdecken eine Fläche von 29 x 40 Meter.
Beim Einfahren parken die Membranen in
einer Art Garage, die sie vor der Witterung
schützt. Die einzigartige Konstruktion – es
gibt nur wenig vergleichbare Bauwerke dieser
Art – überzeugte den Bauherrn auch
nach über 20 Jahren Betrieb mit ihrer zeit-
losen Gestaltung und hohen Funktionalität.
So entschied sich der Verein für ihren Erhalt
und die Erneuerung der Kisseneindeckung.
In Zusammenarbeit mit der CENO Membrane
Technology, die bereits 1993 unter
der Firmierung Carl Nolte die Überdachung
realisiert hatte, plante man die Sanierung.
Ein großer Vorteil war, dass das Projekt bereits
vor 25 Jahren in 3D geplant wurde und
sämtliche Unterlagen, von den Zeichnungen
über die Statik bis hin zum Schriftwechsel,
im digitalen Archiv lagen. So war lediglich
der Maßabgleich der ausgebauten Membranen
und Beschläge mit den alten Plänen
erforderlich. Die entsprechend konfektionierten
Membranen kamen auf die Baustelle
und konnten einfach und schnell montiert
werden. Im Zuge der Sanierung wurde nicht
nur die Nutzungsdauer der Konstruktion
verlängert, sondern durch leistungsstärkere
Saug- und Druckgebläse auch das Auf- und
Zufahren des Daches beschleunigt.