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Ein weiteres Hindernis stellt vielerorts die
Planungshierarchie dar. Der öffentliche
Raum war schon immer an die Architektur
gebunden, wobei hier eine starke Wechselwirkung
stattfindet – dies gilt insbesondere
für Stadtstraßen. Vor allem in jungen
Wohngebieten findet die Gestaltung und
Planung derselben erst nach der Fertigstellung
der Gebäude statt. Als Konsequenz
werden jene Bereiche von den Architekten
und Raumplanern als Zwischenräume angesehen
und finden nicht die notwendige Beachtung,
wodurch es häufig zu einem Verlust
an wertvollem, potenziell attraktivem
Stadtraum kommt. Aber viele Städte – darunter
auch die Stadt Wien – haben bereits
erkannt, dass sich der öffentliche Raum und
insbesondere Grünflächen nicht beliebig erweitern
lassen. Die Hauptstadt Österreichs
sieht sich mit dem Problem konfrontiert,
dass zwar rund 46 Prozent der Fläche in der
Großstadt als Grünraum ausgewiesen, aber
nur sieben Prozent davon wirklich nutzbar
sind. Hinzu kommt eine hohe Konzentration
der betreffenden Areale, die dann zwar
oft großflächig vorhanden, aber räumlich
auf einzelne Bezirksteile beschränkt sind.
Hiervon profitieren zwar die Menschen, die
in der Nähe des Grünraums wohnen, für die
übrige Bevölkerung haben diese Flächen
aber nur bedingten Mehrwert.
Der richtige Umgang mit
einem knappen Gut
Gemäß einer Studie der Hochschule Luzern
erfährt der öffentliche Raum seitens seiner
Nutzer eine hohe Wertschätzung. Städte
sollten daran arbeiten, diese Eindrücke zu
erhalten oder sie zu stärken. In erster Linie
gilt es, Widersprüchlichkeiten und eine
gewisse Diversität bei der Nutzung öffentlicher
Räume zu akzeptieren. Immerhin
gehört eine, zum Teil unvorhersehbare Dynamik
zum städtischen Leben und ist Kennzeichen
einer facettenreichen Gesellschaft.
Des Weiteren leben Siedlungsgebiete von
der sozialen Interaktion – ein Aspekt, der
auch von den Nutzenden äußerst hoch bewertet
und als wichtig angesehen wird. Lösungsansätze
der Hochschule Luzern besagen,
dass bei der Gestaltung öffentlicher
Räume stets die Logik des betreffenden
Ortes mit dem damit verbundenen Hintergrundwissen
mit einbezogen werden soll.
Ebenso erweist sich in Bezug auf die Ausgestaltung
öffentlicher Plätze eine transparente
und partizipative Planung als sinnvoll.
Experten können dies sowohl durch das
Einbeziehen der Bevölkerung als auch mit
einem interdisziplinären Vorgehen erreichen.
Da in einer Stadt aber vor allem der
Platz auf der Straße begrenzt ist, sind die
beschriebenen Ansätze auf diesen Raum
anzuwenden. Wichtig ist dabei, dass die
Planung bei einer „gerechten Aufteilung“
des Straßenraums den Menschen als Passant
in den Vordergrund stellt. Damit auch
hoch frequentierte Straßenabschnitte von
mehreren Verkehrsteilnehmern sicher genutzt
werden können, sind Maßnahmen zur
Verkehrsberuhigung sinnvoll. Hierbei kann
es sich beispielsweise um die Errichtung
von Mittelinseln, oder aber um das Anbringen
von Abstandsgrün sowie eine Realisierung
von Fahrradwegen handeln.
Wer braucht den öffentlichen Raum?
Das Bedürfnis nach öffentlich nutzbaren
Flächen in unmittelbarer Nähe zur Wohnung
besteht vor allem in Bevölkerungsgruppen,
deren Aktionsradius stark eingeschränkt
ist. Hierzu zählen unter anderem
Kinder und Jugendliche, ältere Personen,
Jungfamilien, Menschen mit Behinderung
sowie sozial benachteiligte Personengruppen.
Ebendiese Gruppen sind auf Stadt- und
Erholungsräume im unmittelbaren Umkreis
ihrer Wohnung angewiesen. Darum erweist
es sich als Notwendigkeit, die öffentlichen
Plätze im Bestand zu verbessern oder diese
gar ganz neu zu schaffen. Dieser Raum
muss bereits während der Planungsphase
als wertvolles Gut behandelt und entsprechend
ausgestaltet werden. Nur so ist dafür
gesorgt, dass dieser die Bedürfnisse unterschiedlicher
Bevölkerungsgruppen erfüllt
und diesen ohne zeitliche Beschränkung
zur Verfügung steht.
Ein junges Positivbeispiel stellt diesbezüglich
der Rudolf-Bednar-Park mit einer Größe
von 31.000 Quadratmetern am ehemaligen
Nordbahnhofgelände im 2. Wiener Gemeindebezirk
dar. Das nach der Park-Planungsrichtlinie
der Wiener Stadtgärten errichtete
Gelände bietet nicht nur Grünraum mit
Aufenthaltsbereichen, sondern auch Spielplätze,
frei nutzbare Fitnessgeräte und eine
Halfpipe. Die große Fläche grenzt gleich
an mehrere Wohnhäuser an und ist außerdem
vom PKW-Verkehr abgetrennt. Diese
Eigenschaften machen das Areal zu einem
sicheren Aufenthaltsbereich, auf dem Menschen
unterschiedlicher Altersgruppen den
Vorteil des Freiraums inmitten der Stadt erleben
können.
Die Wichtigkeit der Attraktivität
Damit das öffentliche Angebot einer Stadt
genutzt wird und seinen Beitrag zur Lebensqualität
leistet, muss dieses auf die
Bevölkerung einladend wirken. Doch wodurch
zeichnet sich diese sogenannte Attraktivität
aus? Soll der öffentliche Raum
genutzt und zum viel zitierten „Wohnzimmer
der Stadt“ werden, muss dieser Aufenthaltsqualitäten
bieten. Dies bedeutet unter
anderem eine räumliche und gleichzeitig
akustische Abgrenzung vom Straßenverkehr.
Als natürliche Grenzen können hierbei
Häuserfronten, aber auch höhere Bepflanzung
dienen. So lassen sich auch in dicht
besiedelten Zonen Plätze mit hoher Attraktivität
realisieren. Auch frei zugängliche, als
sicher empfundene Aufenthaltsbereiche
wie Bänke mit Witterungsschutz fördern
das Ansehen eines Areals. Daneben können
auch individualisierte Dienstleistungen
und Unterhaltungsangebote zu einer Belebung
der öffentlichen Räume führen. Denn
schließlich tragen sowohl die funktionale
Dichte als auch eine urbane Vielfalt sehr
viel zur Attraktivität einer Stadt bei. Dies
erkannte der Stadtsoziologe Hans-Paul
Bahrdt bereits in den 1960er-Jahren: „Sollen
Straßen und Plätze öffentlicher Raum
sein, das heißt, soll sich auf ihnen die Gesellschaft
selbst darstellen, so müssen sie
eine Vielzahl von Funktionen aufnehmen.“
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