42 architektur FACHMAGAZIN Magazin
Vom Bergwerk
zum Kulturzentrum
1990 wurde die Kohlenmine in Oignies, Frankreich stillgelegt und hinterließ die
gesamte Bevölkerung der Gegend in Arbeitslosigkeit mitsamt einer Menge abgewirtschafteter
Gebäude. 2005 wurde ein Wettbewerb zur Wiederbelebung dieses
Areals ausgeschrieben, ihn gewannen Hérault Arnod Architectures.
Fotos: André Morin
Das Konzept der Architekten beruhte auf
Musik und Ton, als eine Erinnerung an den
ungeheuren Lärm, den die Mine während
ihres Betriebes verursachte. Es beinhaltet
einen Masterplan, die Renaturierung der
Landschaft und die Neuorganisation der gesamten
Zufahrtsstraßen sowie die Renovierung
der existierenden Maschinen- und Industriehallen.
Auch der Neubau von nötigen
Baukörpern für Verwaltung, Workshops und
eine experimentelle Architektur, die gleichzeitig
Konzerthalle und „urbanes Musikinstrument“
sein sollte, war geplant. Über den
Zeitraum von zehn Jahren wurde sukzessive
an dem Projekt gearbeitet und gebaut.
So fand ein stetiger Nutzungswechsel im
Dialog mit der Zeit und der Geschichte statt.
Die neuen, modernen Nutzungen erforderten
eine neue, räumliche Gliederung. Um die
Integrität der historischen Materialien zu bewahren,
wurden die größeren Bereiche eher
„möbliert“ als geteilt, man verwendete das
Prinzip von verschachtelten, eingestellten
Boxen. Es entstanden Serien von kleinen,
akustisch isolierten Bereichen. Diese lassen
noch den Blick auf das große Gesamtvolumen
zu und folgen dem Fluss von Wänden
und Dächern. Diese eingebauten Strukturen
sind mit poliertem Aluminium verkleidet und
spiegeln ihre Umgebung – so entsteht der
Eindruck, dass sie die alten Hüllmaterialien
„aufsaugen“. Ihr Aluminiumumschlag erweckt
den Anschein von etwas Verborgenem, er reduziert
auch ihre Massivität. Der Dialog, der
auch durch die Reflexion der Oberflächen
zwischen Vergangenheit und Realität passiert,
ist auch Ausdruck der sozialen Umschichtungen
des letzten Jahrhunderts.
Man hat sehr sorgfältig auf den Kontext
mit Historie und alten Substanzen geachtet.
Kräne, Ziegelmauern, Metallfenster
etc. wurden erhalten und erneuert. Sogar
die wassergrüne Farbe der Wände, die
üblicherweise in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts in Industriegebäuden (und
Krankenhäusern) verwendet wurde, ist restauriert
worden. Natürlich wurde auch eine
thermische Verbesserung vorgenommen,
allerdings nur auf den Innenseiten der Architekturen,
außen blieb das Erscheinungsbild
unangetastet.