54 architektur FACHMAGAZIN Brandschutz
Brandschutztest
im Turm
Flammen züngeln entlang der Fassade, die entstehende Hitze ist deutlich zu spüren.
Doch bevor sich das Feuer ausgebreitet hat, wird es schnell und effektiv gelöscht.
Nicht von einem Feuerwehrmann, sondern von einem Mitarbeiter der MPA Dresden.
Denn das Feuer ist an keinem echten Haus ausgebrochen, es wurde absichtlich gelegt
– in Europas modernstem Fassadenprüfstand, der kürzlich im sächsischen Freiberg
eingeweiht worden ist.
Fotos: mpa-dresden.de
Der weithin sichtbare Turm verfügt über beeindruckende
Maße. Er ist 22 Meter hoch, 15 Meter lang,
12 Meter breit und ist in dieser Größe in Europa wohl
einzigartig. Die Spezialisten des Brandschutzzentrums
führen hier Brandtests zur Prüfung und Zertifizierung
von Fassaden, Glasfassaden und Komponenten
oder Integralfassaden durch. Herausragend ist
vor allem die nutzbare Höhe des Prüfstandes. Man
kann hier bis zu 15 Meter hohe Fassaden aufbauen
und damit können auch Wärmedämmverbundsysteme
(WDVS), wie sie an Hochhäusern eingesetzt werden,
besonders realistischen und genauen Tests unterzogen
werden. Wie wichtig solche Prüfungen sind,
hat unter anderem der tragisch verlaufene Brand des
Grenfell-Tower in London mit 71 Toten unterstrichen.
Die Halle verfügt über feuerfeste Wände und zwei
große Tore. Das Dach kann geöffnet werden, sodass
die Tests einerseits bei jeder Witterung durchführbar
sind, andererseits kann der entstehende Qualm
schnell abziehen. Im Innenraum kommt Hightech zum
Einsatz. Über 200 Temperatur-Messstellen ermöglichen
eine genaue Analyse der Brandentwicklung,
dazu zeichnen Kameras das Geschehen von jeder Seite
auf. Die horizontale und vertikale Ausbreitung des
Feuers wird lückenlos erfasst. Das ermöglicht eine
sehr präzise Einschätzung des getesteten Materials.
Bei der Planung des rund eine Million Euro teuren
Prüfstandes wurde von Anfang an viel Wert darauf
gelegt, dass er besonders vielseitig nutzbar ist. Man
kann hier nicht nur die Auswirkungen von Sockelbränden
testen, auch Brände mit Brennkammer und
Brände an Fassaden mit An- und Einbauten, wie etwa
Fotovoltaik, sind möglich. Ebenso können etwa Brände
in Hochregallagern, an Windkraftanlagen oder
auch an Schiffswänden simulieren werden.
/mpa-dresden.de