architektur FACHMAGAZIN 14 Magazin
Spirituelle
Architektur
Teetrinken ist in China ein ganz spezielles Ritual, Tee ist ein Symbol des Zen.
Es verbindet ein funktionales Bedürfnis mit geistiger Erfrischung. In China
wird Tee als Mittel einer geistigen Kommunikation zwischen Mensch und Natur
betrachtet. Deshalb sind auch Architekturen oder Räume des Teetrinkens
etwas ganz Besonderes und werden von den Architekten oder Designern mit
ausgesuchter Hingabe behandelt.
Fotos: Zhigang Lu
Als Ausgangspunkt für das Design des ONE Teahouse
in Shanghai bediente sich Architekt Zhigang Lu vom
Büro MINAX Architects des Konzeptes des Holzes in
der traditionellen chinesischen Architektur. Er führte
die Bereiche Architektur, Innenraum und Möblierung
in einer Einheit zusammen zu einem komplett neuen
Erscheinungsbild:
999 hölzerne Stäbe, von immer dem gleichen Zentrum
ausgehend, in einem rechteckigen Raum, werden
von einem ovalen Raum geschnitten und beendet. In
diesem Fall hat jeder Stab seinen eigenen Winkel und
seine spezifische Länge. So entsteht ein genau definierter
Bereich als „Restraum“. Die Stäbe vollenden
eine schrittweise Transition vom Rechteck (3,8 x 4,7
Meter) zum ovalen Bewegungsraum. Das Teehaus
besitzt nun zwei geometrische Foren und drei verschiedene
Dichten. All diese Designaspekte offenbaren
eine große Ordnung und Raffinesse. Wenn sich
das Sonnenlicht auf den Oberflächen der Stäbe spiegelt,
kann der Betrachter den rhythmischen Wechsel
der verschiedenen Kreise erkennen. Auf der einen
Seite des Raumes geht ein rundes Fenster auf die
Straße hinaus, während die andere Seite, zum Garten
hin, von einer rechteckigen Öffnung bestimmt wird.
Alles das sind Hinweise für den Menschen, hier eine
spirituelle Wiedergeburt und einen Neustart zu suchen
(und zu finden).