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92 architektur FACHMAGAZIN Licht © Jörg Seiler © Volker Dienst Im Garten der Venus Nur einen Steinwurf entfernt von der weltberühmten Venus von Willendorf, einer bloß 11 cm hohen Statuette aus dem Jungpaläolithikum, steht ein architektonisches Kleinod, das auf erstaunliche Weise Vergangenheit und Zukunft in sich vereint. Text: podpod design Im gleichnamigen Wachauer Ort gelegen, ruht das Haus auf den Resten eines römischen Kellergewölbes aus dem vierten Jahrhundert. Das bestehende Wohngeschoss im Hochparterre wurde von den Architekten Volker Dienst und Christoph Feldbacher nur behutsam renoviert und bauphysikalisch auf Stand gebracht, der darüber liegende Dachboden durch eine in ihrer Eleganz und Schlichtheit bestechende Holzkonstruktion aus Fertigteilen ersetzt. Bei den Oberflächen im Innenraum wurden keine Kompromisse gemacht: bis auf die Fliesen im Sanitärbereich ist alles unbehandeltes Holz. An den Wänden und der Dachschräge glattgehobelt und am Boden sägerauh, was letzterem eine überraschend angenehme textile Teppich-Haptik verleiht. Vom lichtplanerischen Standpunkt ist der helle und seidenmatte Holzton erfreulich, weil sich auch mit Leuchten geringerer Leistung durch das viele Streulicht ein angenehmer und heller Raumeindruck erreichen lässt. Tagsüber wird ausreichend Tageslicht durch die Dachflächenfenster eingebracht, ein Teil davon durch einen Lichtschacht sogar bis in die darunter liegende Küche geführt. Trotz aller Modernität und Schlichtheit fügt sich der neue Bauteil nahtlos in das Gebäude wie auch das Ortsensemble. Straßenseitig gibt er sich verschlossen, am anderen Ende öffnet sich dafür der Innenraum zum Donautal und seinen Marillenhainen hin und bewahrt trotz dieser Offenheit, dank seiner Lage am Ortsrand und der Distanz zu den Nachbarhäusern, seine Intimität und Privatheit auch nachts. Wie nähert man sich als Lichtgestalter einem formal so radikalen Raum nun an? Wir entschieden uns dafür, das Lichtkonzept möglichst minimalistisch zu halten, und die Leuchten gegenüber der Architektur möglichst in den Hintergrund treten zu lassen. So sind in die Fensterstürze warmweiße schmale Lichtbänder eingelassen, welche die Tageslichtrichtung auch abends © Volker Dienst


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