architektur FACHMAGAZIN 50 Dach & Wand Auch energie- und haustechnisch ist der Bürobau etwas Besonderes: Mit einem Wandaufbau von 52 (!) cm erreicht die Hülle einen extrem niedrigen U-Wert. Das Gesamtgebäude erfordert so eine Heizleistung von 15 kW, wobei die ausgeführte Stückholz-Heizanlage von umliegenden Bauern beliefert und zwei mal pro Woche von Mitarbeitern nachgefüllt wird. Der bauphysikalisch errechnete Holzbedarf lag bei 40 bis 45 m3 pro Heizperiode, der praktische Verbrauch ergab im ersten Jahr hingegen nur 14 m3. In den Sommermonaten wird die Temperatur im Gebäude über eine Nachtkühlung reguliert. Mittels BUS-System werden die Schiebefenster der auskragenden Kuben in der Nacht entsprechend der Außentemperatur geöffnet und geschlossen. Vom hinter dem Gebäude befindlichen Waldhang strömt bei Bedarf ständig kühle Luft in Richtung des Gebäudes - dieser Effekt kann optimal ausgenutzt werden. Durch den Einsatz von 3-fach verglasten Schiebefenstern (Schüco) mit glasfaserverstärkten Profilen (U-Wert 0,5 W/m²K) wird die nötige Querlüftung gesteuert. Während des Tages wird laufend der CO2 Gehalt gemessen und bei Bedarf die Raumluft getauscht, sowie die Stiegenhäuser über Parallel-Ausstellfenster gelüftet. Zusätzlich werden die Systeme von einer Wetterstation überwacht. 85 % der Dachfläche sind mit Fotovoltaik belegt. Der erzeugte Strom wird direkt in den Bürobereich eingespeist, als Notstrom gespeichert und nur der erzeugte Überschuss in das öffentliche Netz eingespeist. Die Abwärme des Kühlsystems des Servers dient zur Erwärmung des Swimmingpools, bzw. umgekehrt wird der Server vom Pool, der auch als Löschwasserteich fungiert, gekühlt. Das Regenwasser wird in einem Schacht gesammelt und kann im Bedarfsfall in die nötigen Leitungen eingespeist werden. Der dritte und letzte Widerspruch besteht aus der Tatsache, dass dieses Bürogebäude - eigentlich ein Ort des Arbeitens - von Anbeginn der Planung als ein Ort der Durchmischung von Freizeit, Arbeit und Lebensqualität gedacht und geplant wurde. Das ‚in die Arbeit gehen‘ erfährt hier eine neue Bedeutung: Integrierte Besprechungs- und Treffpunktzonen, angeschlossene Wohnungs- und Ruhebereiche, aber auch Fitnessräume, ein als Swimmingpool verwendeter Löschteich, außen liegende Aufenthaltsbereiche bis hin zu einer Kletterwand in der dreigeschossigen Eingangshalle versuchen die Aufgabe ‚Arbeiten‘ in ein größtmögliches Lebensumfeld einzubetten - also wirklich: OFFICE OFF! Die äußere Holzrasterkonstruktion steht im Widerspruch zur vielfach gebrochenen Form der Architektur. (rp)
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