36 architektur FACHMAGAZIN architekturszene Kann Architektur den Auswirkungen globaler Erwärmung Einhalt gebieten? Die globale Erwärmung stellt ein Problem dar, unter dem nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt leidet. Immer öfter bekommt auch der Mensch die Auswirkungen ständig steigender Temperaturen zu spüren. Dies gilt insbesondere für die Bewohner von Großstädten. In dicht verbauten Metropolen beträgt die Differenz zwischen Stadt und Umland mitunter bis zu 10°C. Auch Österreich kämpft mit den Auswirkungen des Klimawandels. Vor allem Wien gilt, im Hinblick auf die Zunahme von ‚Hitzetagen‘, als Brennpunkt – bis zum Ende dieses Jahrhunderts wird es hier zu einem massiven Temperaturanstieg während der Sommermonate kommen. Um dieser signifikanten Häufung von heißen Tagen einen Namen zu geben, führte die World Meteorological Organization den Begriff ‚Stadtklima‘ ein. Diese Bezeichnung beschreibt das veränderte Klima in Metropolen, das aufgrund fehlender Vegetation, Emission von Luftschadstoffen sowie dichter Bebauung zustande kommt. Ein typisches Beispiel städtischer Wärmespeicherung stellen dabei die sogenannten Wärmeinseln dar. Dieses Phänomen entsteht durch die von der Sonne aufgeheizten Fassaden, Straßenbeläge und Hausdächer, wobei die Temperatur der Oberflächen auf 27°C bis hin zu 50°C ansteigen kann. Die Auswirkungen einer solchen Überhitzung sind nicht nur unter Tag, sondern auch während der Nachtstunden zu spüren. Die Speicherung von Wärme in der festen Materie verhindert das Auskühlen der umliegenden Bereiche. Text: Dolores Stuttner Die verheerenden Konsequenzen urbaner Überhitzung Lange Zeit schenkten Experten der Gefahr durch Überhitzung in Städten nur wenig Beachtung. Verantwortlich hierfür war vor allem die Tatsache, dass sich extreme Temperaturerhöhungen im mitteleuropäischen Raum weitgehend in Grenzen hielten. Wie sich aber in den letzten Jahrzehnten zeigte, ist selbst die gemäßigte Klimazone nicht vor der anhaltenden Hitze gefeit. Allzu hohe Temperaturen können den Gesundheitszustand und das Wohlbefinden des Menschen erheblich beeinträchtigen. Wie die Hitzewelle 2003 in Europa aufzeigte, kann ein rapider Anstieg der Temperaturen vor allem für die ältere Bevölkerung lebensgefährliche Folgen haben. Insbesondere in einwohnerstarken Metropolen wie Paris bekamen die Menschen das volle Ausmaß der Hitzewelle zu spüren. Über 40°C während der Sommermonate forderten damals an die 15.000 Todesopfer. Diese Entwicklung ist unter anderem der mangelhaften Ausstattung älterer Wohnhäuser zuzuschreiben. Etliche Pariser Wohnhäuser wurden vor über 50 Jahren erbaut und verfügen daher über keinerlei adäquate Kühleinrichtungen. Doch stellt die Installation von kostspieligen Klimaanlagen keine langfristige Lösung für ein globales Problem dieser Art dar. Viel wichtiger ist es, beim Umgestalten bestehender, oder im Zuge des Errichtens neuer Gebäude, auf eine durchdachte Positionierung derselben zu achten. Große Temperaturunterschiede als Folge städtebaulicher Strukturen Das Lokalklima in Großstädten ergibt sich aus dem Zusammenspiel natürlicher und künstlich geschaffener Faktoren. Zu Ersteren werden das Relief, die geografische Lage sowie die Höhenlage des Ortes gezählt. Von Menschenhand erzeugte Faktoren, die das Temperaturverhalten beeinflussen, stellen die Bebauungsdichte, die
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