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118 architektur FACHMAGAZIN edv ten werden jedoch nicht immer konsequent aufbewahrt. Dokumentations- und Datenlücken entstehen auch beim Wechsel von Dienstleistern oder Eigentümern. Dann müssen Objektdaten häufig nachträglich erhoben, neu strukturiert und abgestimmt werden, was viel Aufwand generiert. Richtlinien machen Planungsdaten FM-tauglich Bei der Überführung von Planungsdaten in die Nutzungsphase sind fehlende Datenstruktur Normen und Datenschnittstellen das größte Problem. Planer strukturieren Bauwerksinformationen anders als Facility Manager, weshalb unterschiedliche Erfassungsstrukturen oder unvollständige Datensätze in der Praxis häufig Probleme bereiten. Aufgrund individueller Vorgaben müssen Strukturen, Abläufe und Qualitäten in Zusammenarbeit mit dem Betreiber in der Regel immer wieder neu definiert werden. Dabei entwickeln CAFM-Anbieter oder Berater sogenannte Dokumentationsrichtlinien, die für mehr Einheitlichkeit und eine effizientere Datenübergabe sorgen sollen. Dokumentationsrichtlinien umfassen alle Festlegungen für Gebäudeteile und Anlagensysteme in Bezug auf die Kennzeichnung und Strukturierung grafischer und alphanumerischer Daten. Sie bilden die Grundlage für die Erstellung einheitlich strukturierter Unterlagen. Sie beinhalten alle für die Betriebsphase des Gebäudes wesentlichen Informationen der installierten Anlagensysteme, Gebäudeteile und der verwendeten Baustoffe. Dokumentationsrichtlinien sorgen damit dafür, dass alle betriebsrelevanten Daten bereits vor Bezug in strukturierter geordneter Form digital zur Verfügung stehen und relativ nahtlos in ein bestimmtes CAFM-System eingepflegt werden können. So werden beispielsweise darin die Kennzeichnungssystematik zur Raumkennzeichnung, für Anlagen-Komponenten etc. definiert, Festlegungen zur Datenqualität und Bestandsdokumentation (Inhalt und Struktur, sowie Datei- und Planbezeichnungen) getroffen etc. Auch für CAD-Systeme werden bis ins Detail Folien- bzw. Layer-Strukturen definiert, damit sich entsprechende Objekte leichter zuordnen bzw. finden lassen (z. B. eigene Layerbereiche für Heizung, Lüftung, Brandschutz etc.). Eine regelmäßige Datenprüfung, beispielsweise durch einen FM-Datenkoordinator, sorgt für eine gleich bleibende Datenqualität. Auch neutrale, systemübergreifende Dokumentationsrichtlinien gibt es bereits. So hat in Deutschland kürzlich der TÜV SÜD zusammen mit dem CAFM-Ring eine Dokumentationsstruktur vorgestellt, die unabhängig von spezifischen Softwaresystemen für mehr Überblick und Einheitlichkeit sorgen soll. Mit der auf der offenen CAFM-Connect-Schnittstelle basierenden Struktur können Anlagendaten von gängigen CAFM- und AVA-Systemen verarbeitet werden. CAFM-Trends: CAIFM, Cloud und BIM So umfassend CAFM-Systeme häufig auch sind – sie sind nur ein Teil der IT-Struktur eines Unternehmens. Mit dem Begriff CAIFM (teilweise auch iCAFM, für Computer-Aided Integrated Facility Management bzw. Integrated Computer-Aided Facility Management) wird dieser Tatsache Rechnung getragen. CAIFM-Lösungen verstehen sich als ein in die Informationstechnologie eines Unternehmens integrierter Bestandteil, der über Schnittstellen beispielsweise auch mit im Unternehmen bzw. Gebäude eingesetzten ERP- (Enterprise Resource Planning) oder Gebäudeautomationssystemen kommuniziert. Neben stationären Client-/Server-Lösungen werden zunehmend auch Web-basierte CAFM-Systeme offeriert. Damit können Datenbankinformationen über einen beliebigen Web-Browser online zeit- und ortsunabhängig eingegeben und abgerufen werden. Das ermöglicht beispielsweise einen gemeinsamen Datenbankaufbau und -zugriff aller FM-Beteiligten, die über die entsprechenden Zugriffsberechtigungen verfügen (Planer, Nutzer, Wartungsfirmen etc.). Neben diesem IT-Trend zu Cloud-Lösungen strahlt zunehmend auch ein Bautrend auf den CAFM-Bereich aus: Building Information Modeling (BIM) verändert neben der Bauplanung sukzessive auch alle daran angegliederten Prozesse (siehe auch architektur 02/2011: BIM). Ergebnis dieser neuen Planungsmethode sind Gebäudedatenmodelle, die weitaus mehr nutzungsrelevante Informationen liefern, als DXF-Pläne. Das nach Abschluss der Planungsphase generierte Dokumentationsmodell, das die verschiedenen BIM-Fachmodelle (Raum-, Ausbau-, Haustechnikmodell) enthält, bildet mit den darin enthaltenen Objekt- und Attributinformationen eine ideale Basis für das kaufmännische, infrastrukturelle und technische Gebäudemanagement. Ausgetauscht werden die Daten über Schnittstellen, wie etwa CAFM-Connect des CAFMRINGs. Über diese, auf dem IFC-Standard (Industrial Foundation Classes) basierende, Standardschnittstelle lassen sich Gebäudedaten mit allen Inhalten und Strukturen übergeben. Neben den Raumnummern, Nutzungsarten und DIN-Raumflächen können auch Anlagen und Ausstattungen ausgetauscht werden (z. B. Lüftungsanlagen, Aufzugsanlagen, Brandschutzklappen), sicherheitstechnische Elemente (z. B. Feuerlöscher, Wandhydranten) oder Infrastruktur Daten (z. B. Möbel, IT-Ausstattung). Allerdings werden BIM und entsprechende Austausch-Standards von der CAFM-Branche aus unterschiedlichen Gründen noch kaum unterstützt (siehe auch http://ulfkrause. wordpress.com). Dass Objektdaten nicht ohne Weiteres aus der Planungs- in die Nutzungsphase übernommen werden, liegt auch an deren fehlender Aktualität. Unmittelbar an der Baustelle getroffene Entscheidungen werden häufig nicht konsequent in den CAD-Modellen, respektive Plänen eingepflegt. Im Rahmen der Leistungsphase ‚Objektbetreuung und Dokumentation‘ erstellte ‚As Built‘-Dokumentationen sind deshalb zwingend erforderlich. Fazit: FM-gerechte Planungsdaten immer wichtiger Aktuelle Entwicklungen wie die zunehmende Gebäudetechnisierung, eine am Lebenszyklus von Gebäuden und Anlagen ausgerichtete Planung oder das Building Information Modeling werden dazu beitragen, dass eine FM-optimierte Planung und Dokumentation immer wichtiger und künftig vermehrt von Bauherren und Investoren eingefordert wird. Dann wird auch die FM-gerechte Projektdatenaufbereitung zum Standard-Leistungsbild von Architekten und Fachplanern gehören. Sogar Apps für die mobile Erfassung und Anzeige gibt es bereits. (pit-cup)


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