54 architektur FACHMAGAZIN Dach & Wand ‚White Cube‘ mit urbaner Dichte CJ5 -Einfamilienhaus / Wien / Caramel architekten zt gmbh Das ständige Wachsen der Stadt Wien bringt automatisch eine Verteuerung und Verknappung von bebaubaren Grundstücken mit sich. Die (gesellschaftspolitische) Frage einer nachhaltigen Verdichtung in der städtischen Randlage ist die große Herausforderung für Architekten. Denn, dass das Einfamilienhaus zwar noch immer der Traum 70 % aller Österreicher ist, jedoch ökologisch eine unhaltbare Lösung darstellt, ist mittlerweile fast jedem bekannt. Das schmale, handtuchähnliche Stück Baugrund in Wien liegt in einer Bauklasse, die eine zulässige Gebäudehöhe zwischen 4,5 und 7,5 Meter ermöglicht. Diese Vorgaben lassen die Errichtung von zweigeschossigen Einzel- oder Reihenhausanlagen zu, die mit ihren angeschlossenen Gärten und Terrassen auf Wohnebene einerseits eine hohe individuelle Lebensqualität vorweisen, aber andererseits durch ihre geringe Nutzflächendichte NFD (= Wohnnutzfläche / Fotos: Hertha Hurnaus Grundstücksfläche) von 0,2 bis 0,4 einen sehr hohen Flächenbedarf erzeugen. Im Einfamilienhausbau ist 0,2 bis 0,4 ja üblich; eine NFD von 1,0 hingegen entspricht einer Bebauung, die nur mit mehrgeschossigen dicht bebauten Wohnblocks erreicht wird. Auch aus infrastrukturellen und raumsparenden Aspekten ist ein derartiger Wert - im Hinblick auf die städtische Nachverdichtung - erstrebenswert. Caramel architekten haben diese Herausforderung angenommen - und gewonnen! Das Haus CJ5 von Caramel architekten ist ein ‚Kunststück‘, ein gelungenes Beispiel dafür, was in einer 5 x 35 Meter großen Baulücke mit dreiseitigen Feuermauern alles möglich ist. Das einzig Störende an dem Haus ist der stählerne Versorgungsmast der Stadt Wien vor der Haustüre - aber dafür können die Architekten wirklich nichts. Sie erzielten beim CJ5, unter Beibehaltung der Qualitäten des Einfamilienhausbaus mit großzügigem Garten und Terrasse auf der Wohnebene, eine NFD von 1,0, also vergleichbar mit einem dicht bebauten, mehrgeschossigen Wohnblock mit mehreren Einheiten ohne direkten Außenraumbezug. Auf der bebauten Fläche von 170 m2 wurden eine Garage, drei Wohnräume, ein Atelier, ein Atriumgarten und eine Terrasse/Sonnendeck untergebracht. Möglich wird dies durch eine interne Vernetzung der Wohnebenen, einem zentralen Atriumgarten und - zentriert in den Dachflächen untergebrachten - horizontalen sowie vertikalen Belichtungsflächen. Von der Straße erblickt man eine geschlossene, weiße Skulptur, einen ‚White Cube‘ mit zwei, kaum wahrnehmbaren Öffnungen - ein Garagentor und daneben der Eingang. Die Fassade knickt in der Höhe des ersten Geschosses 45 Grad nach hinten und durch diese Schräge wird mit einem großen Dachfenster der Innenraum belichtet. Dieser, fast zwei Geschoss hohe, ‚White Cube‘ - der auch als Atelier dient - setzt das äußere Erscheinungsbild im Inneren fort. Je weiter die Architektur sich in die Tiefe des Grundstückes entwickelt, desto mehr wächst sie in die Höhe und es entstehen trotz der Enge des Ortes, sehr großzügige, ineinander verwobene Räume. Zitat des Bauherrn: „Wir haben versucht, jeden Winkel des Hauses einem Design wie auch einem Nutzen zuzuführen. Dabei sind uns viele ‚Gustostückerl‘ gelungen: im Boden versenkte Badewanne, Küche in die Aufgangstreppe integriert, Ausziehladen unterhalb der Stiege, große Wandflächen.“ u
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