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68 architektur FACHMAGAZIN Das Projekt der 3+1 architekti aus der Tschechischen Republik in Předlice zeigt, dass auch alte, offensichtlich wertlose und verfallene Substanz mit klugen Ideen und minimalem Aufwand wieder zu einer funktionstüchtigen Architektur werden kann: Eine landwirtschaftliche Kommune (Stall und Scheune) wurde zu einem Schulungs- und Ausstellungszentrum für eine Holzindustrie. Ein Dach über alten Mauern Schulungs- und Ausbildungszentrum für Holzverarbeitung / Ústí nad Labem / 3+1 architekti Fotos: Pavel Plánička Erbaut wurden die Gebäude in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Předlice, einem Vorort von Ústí nad Labem. In den Zeiten des Kommunismus waren die Gebäude als landwirtschaftlicher Betrieb, als Kommune, wie Tausende andere auch besetzt und benutzt. Das Bild dieser Architekturen ist vielen bekannt. Große, schachtelähnliche Baracken oder Ziegelbauten, verwahrlost mit vielfach eingebrochenen Dächern, so standen sie nach dem Öffnen des ‚Eisernen Vorhanges‘ allerorts in der Landschaft. Die Kommune in Předlice wurde in den 90er Jahren verlassen und verfiel zusehends. Trotz aller Zerstörung vermittelte die Architektur aber immer noch ein starkes Gefühl der ursprünglichen landwirtschaftlichen Konzeption und eines entsprechend smarten Designs: Mächtige Bruchsteinmauern und große Einfahrtstore umgrenzten einen großen Hof mit Gebäuden. Zwei dieser Volumina - 50 Meter lange Stallungen an der Westkante des Areals und eine 62 Meter messende Scheune an der Südseite - bildeten den Ausgangspunkt für den Erneuerungsvorschlag der 3+1 architekti. Erarbeitet wurde er für eine Holzverarbeitungsfirma, die hier ein Trainings- und Schulungszentrum errichten wollte. Für die Architekten war es wichtig, die Gedanken und Intentionen der ursprünglichen Erbauer nachzuvollziehen. Der Torso der Scheune im Süden hatte einen gewissen Reiz und vermittelte das Gefühl, dass hier ein neues Gebäude entstehen könnte. Zusätzlich bildete die Steinmauer mit ihrer Proportion und Größe den idealen Ausgangspunkt für das neue Volumen. Auch die Bogenöffnungen passten exakt und wunderschön in die Organisation des Neubaus. Holz als Material (ein Wunsch des Auftraggebers) stand von Anfang an fest und so entwickelte sich die Architektur fast von alleine. An den beiden Schmalseiten wurden die Steinmauern abgebrochen und solchermaßen durch einen schmalen Hof im Süden symbolisch mit dem Neubau verbunden. Im Süden sind auch weitere Gebäude und Aktivitäten für die Zukunft geplant. Die steinernen Längsmauern benutzte man als natürliche Begrenzung gegen das Gelände und gleichzeitig bildeten sie eine stabile und sichere Fassade für die neue Konstruktion. Die Originaleingänge der Scheune und die großen Fenster passten funktional hervorragend in das Grundrissschema. Die sägezahnförmige Dachform entstand durch die Notwendigkeit von Oberlichten. Ihre Größe und Orientierung ist auf die Funktionen des Obergeschosses abgestimmt. Ostwärts orientierte Skylights beleuchten die Klassenzimmer und westgerichtete Öffnungen geben den Kommunikationszonen und dem Versammlungssaal genügend Tageslicht. Die Shedstruktur stellt auch eine Referenz an die in dieser Gegend üblichen ländlichen Bauformen dar. Dach & Wand u


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