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57 www.architektur-online.com Vertikale Mobilität Doch zahlreiche weitere Hochhausprojekte in Korea, China, Panama und Taiwan zeigen, dass die Wolkenkratzer-Architektur geografisch weit verbreitet ist. 2013 war Asien im Hochhausbau klar führend mit einem Marktanteil von 74% in diesem Segment. Ressourcenverlust Bei einem von Studenten der Columbia University durchgeführten Projekt zur Aufzugslogistik wurde festgestellt, dass Büroangestellte in New York City im Jahr 2010 zusammen 16,6 Jahre auf einen Aufzug warteten, weitere 5,9 Jahre verbrachten sie in Aufzugskabinen. Das zeigt, dass eine erhöhte Verfügbarkeit von Aufzügen zu deutlichen Vorteilen führt. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2013 zum Thema zweidimensionale Aufzugssysteme hat den Einsatz von einer Kabine pro Schacht mit dem Betrieb von nur einem Zug auf einer gesamten Eisenbahnlinie zwischen zwei Städten verglichen – eine eindeutige Verschwendung von Ressourcen. Auch die Aufzugsfirmen haben das erkannt und arbeiten mit Hochdruck daran, diese Themen für sich zu nutzen. Untersuchungen haben ergeben, dass bereits heute massive Energieeinsparungen an Gebäuden umgesetzt werden müssen, um über die kommenden 15 Jahre ein stabiles und akzeptables Level gewährleisten zu können. 15 Jahre sind deshalb definiert, weil dies in der Regel die Lebenszeit der technischen Ausstattung in Gebäuden ist und das Niveau des Energieverbrauchs innerhalb dieses Zeitraums somit quasi blockiert ist. Innovative Aufzugstechnik Es gibt nun einige Innovationen und wegweisende Schritte, welche die Aufzugstechnik der Zukunft revolutionieren werden: 1) Man hat mittlerweile die technischen Voraussetzungen geschaffen, um mehrere Kabinen im gleichen Aufzugsschacht unterzubringen – auch mit horizontalen Bewegungen der Kabinen zwischen den einzelnen Schächten. 2) Die Linearmotor-Technologie ermöglicht den Einsatz als umlaufendes Aufzugssystem – ähnlich einem Paternoster. Mehrere Kabinen bewegen sich in zwei benachbarten Schächten. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 5 Metern pro Sekunde bietet das System den Passagieren alle 15 bis 30 Sekunden Zugang zu einer Aufzugskabine, die alle 50 Meter einen Umsteigestopp einlegt. In der Praxis bedeutet das deutlich verkürzte Wartezeiten und einen erleichterten Zugang zu allen Etagen. Der Aufzug bietet dadurch deutlich höhere Kapazitäten sowie eine schnellere und komfortablere Beförderung im Vergleich zu Hochgeschwindigkeitsaufzügen. Die ideale Gebäudehöhe für diese Anlagen liegt bei über 300 Meter, aber auch darunter spielt das System seine Vorteile aus: Ohne Tragseil und mit einem mehrstufigen Bremssystem sowie einer berührungslosen Energieübertragung (IPT) vom Schacht auf die Kabine ausgestattet, benötigt er einen kleineren Schacht als herkömmliche Lösungen: Statt neun Quadratmeter wie beispielsweise bei einem TWIN-Aufzug, werden nur noch sechs Quadratmeter benötigt. Gebäude benötigen außerdem insgesamt weniger zusätzliche Fahrtreppen und Aufzugsschächte, wodurch sich die benötigte Schachtfläche in einem Gebäude um bis zu 50% verringert. 3) Bei der Entwicklung von Kabine und Türen kommen beispielsweise innovative Kohlefaserverbundmaterialien zum Einsatz, die mit insgesamt 50 Kilogramm fast 250 Kilogramm leichter sind, als bisherige Bauteile für Standardaufzüge. In Summe führt dies zu einer Gewichtsreduzierung von 50% im Vergleich zu herkömmlichen Technologien. Durch den Linearantrieb reicht bereits ein einziger Motor für horizontale und vertikale Bewegungen aus, eine Übergabevorrichtung bewegt die Kabinen von Schacht zu Schacht. Effiziente Mobilität in Gebäuden ist kein Luxus, sondern eine absolute Notwendigkeit. Jede Megacity wäre gelähmt, wenn Aufzüge stillstehen würden. Umso wichtiger ist es, die Beförderung der Menschen von Stockwerk zu Stockwerk kontinuierlich zu optimieren. Der weltweite Aufzugsmarkt Wachstum in den Großstädten – vor allem in den Schwellenländern – stellt die Aufzugsindustrie gegenwärtig vor große Herausforderungen. Bis 2017 wird die weltweite Nachfrage nach Aufzügen, Fahrtreppen und Fahrsteigen sowie Dienstleistungen um jährlich 5% auf 52 Milliarden Euro steigen. Parallel zum Bevölkerungswachstum und zum Wachstum der Bauindustrie in den Schwellenländern wurde im Rahmen einer Studie vom Dezember 2013 ein vergleichbarer Wachstumstrend auch für die Aufzugsbranche prognostiziert, vor allem im Raum Asien-Pazifik. Während der europäische Markt sich rückläufig entwickeln dürfte, rechnet alleine der chinesische Aufzugsmarkt im Jahr 2014 mit Wachstumsraten von 10 bis 15 %. Auf dem amerikanischen Kontinent sind deutliche Zuwächse vor allem im Wohnungsbausektor zu erwarten. Die Entwicklungen in der Baubranche zeigen, dass die Kundenbasis für Aufzusganlagen von Markt zu Markt sehr unterschiedlich ist. Zwischen 2012 und 2013 ging die Zahl der reinen Geschäftsgebäude von 39% auf 34% zurück, die Zahl der Gebäude mit Mischnutzung stieg leicht von 29% auf 30% und die Zahl der Hotels von 1% auf 5%. Der Anteil reiner Wohngebäude lag 2013 bei 30%. © ThyssenKrupp


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