96 architektur FACHMAGAZIN Büro Ist morgen die Zukunft? Oder schon heute? Was kann das Bürodesign von der Außenwelt lernen und wie das Gelernte in unsere Arbeitsbereiche integrieren? Dieser Denkansatz kann helfen, Arbeitswelten weniger statisch und lebensfremd zu gestalten und im Gegenteil positive Umgebungen, die die Mitarbeiter zur Zusammenarbeit anregen, zu gestalten. Das bringt dann auch Effizienz und Produktivität. Dieser Frage ging in den letzten Jahren das Helen Hamlyn Centre for Design am Royal College of Art in Kensington/London nach. Unter der Beratung führender Unternehmen aus der Industrie und Beleuchtungstechnik (Haworth, Philips Lighting) wurden in vier Studien verschiedene Alltagssituationen und Umgebungen, die dazu beitragen können, positive Verbesserungen am Arbeitsplatz zu erreichen, untersucht. Die erste Studie untersuchte die individuellen Prozesse von Wissensarbeitern und die Interaktionen von Forschern mit den neu designten, akademischen Bibliotheken. In dieser Welt wird die Arbeit weniger vorhersehbar und somit experimenteller – eine schnellere Lernkultur bildet sich, in der Initiative, Suchen und Autonomie die wichtigsten Eigenschaften sind. Die zweite Studie betrachtete das psychologische Erlebnis des Einzelnen an seinem Arbeitsplatz. Hier war die Frage nach der Möglichkeit einer sensitiveren und atmosphärisch besseren Umgebung und gemeinsamen Kultur – sie musste aber kostengünstig und brauchbar sein. In der Suche konzentrierte man sich auf Theaterdesign und damit die schnelle, flexible Anpassung diverser Szenarien an die wechselnden Bedingungen. Töne und visuelle Signale waren wichtig für die optimalen Settings. Die Dritte konzentrierte sich auf gemeinsame (‚shared‘) und soziale Elemente in der Arbeit. In den meisten Büros sind die Mitarbeiter gleichzeitig anwesend, so wie in der Öffentlichkeit einer urbanen Umgebung. Hier zählt Kommunikation - ob verbal oder schriftlich - zu den Schlüsselpunkten. Konversation und Dialog entzünden neue Ideen und Interaktionen zwischen den Individuen. Man trachtete vielfältige, gemeinschaftliche, öffentliche Szenarien zu schaffen, um Energie und ein dynamisches Verhalten zu aktivieren. Die vierte Studie richtete ihr Augenmerk auf extreme Arbeitsumgebungen und extreme Teams wie Flugverkehrskontrollräume, Erste-Hilfe-Zentralen und Nachrichtenstudios bei TV und Rundfunk. Welche Rolle spielt die physische Umgebung im effektiven Teamwork? Das kollektive Wissen von Teams erlaubt schneller Reaktionen auf Problemstellungen. Die Feldanalyse, die aufgrund dieser Studien entstand, ergab, dass trotz der vier verschiedenen Bereiche der Untersuchungen das Resultat viele überlappende Ergebnisse in allen vier Bereichen von Arbeitsumgebungen und Designlösungen zeigte. Und vor allem stellte sich die Wichtigkeit von Flexibilität und Adaptierbarkeit in der physischen Arbeitswelt heraus - die Notwendigkeit, dass die Mitarbeiter in der Lage sein müssen, eigene Entscheidungen über ihre Umgebung zu treffen, um psychologischen Komfort und die Realisierung ihrer individuellen Wünsche im Büro zu erreichen. Das richtige Sitzen Zwar geht der Trend zu einer non-territorialen Arbeitsumgebung, doch bislang arbeitet die Mehrheit der Beschäftigten noch an traditionellen Arbeitsplätzen. Dafür bietet Haworth mit dem Dynaflex die optimale Lösung. Maßgeblich für die Entwicklung des Stuhles war die Frage: Wie muss ein Bürostuhl beschaffen sein, um sowohl für Mitarbeiter als auch für Arbeitgeber das perfekte Arbeitsgerät zu sein? Um den idealen Stuhl zu entwickeln, initiierte man in Zusammenarbeit mit Dr. Stefan Queisser von der Folkwang Universität in Essen eine groß angelegte empirische Studie. Ziel war es, den Bewegungscode des modernen Büroarbeiters zu entschlüsseln. Die Ergebnisse der Folkwang-Studie zeigen deutlich: „Still sitzen“ ist eine antiquierte Norm. In modernen Büros praktiziert man immer mehr das „Casual Sitting“. Extreme Sitzpositionen und Haltungswechsel sind Normalität. Die gewonnenen Erkenntnisse flossen in die Weiterentwicklung des Stuhles ein. Das Ergebnis ist der ideale Bürostuhl für die moderne Arbeitswelt – ein Stuhl, der auf die veränderte Sitzkultur abgestimmt ist und die Position des Nutzers in jeder Lage stabilisiert. Text: Peter Reischer
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