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44 architektur FACHMAGAZIN architekturszene Das Wiener Planquadrat Grünraum durch Bürgerbeteiligung Vor mehr als 40 Jahren startete das erste partizipative Projekt zur Stadterneuerung in Wien. Seinen Anfang nahm es im Jahr 1974, als die Filmschaffenden Elisabeth Guggenberger und Helmut Voitl eine Sendung über Probleme in der Wiener Stadtentwicklung am Beispiel eines Häuserblocks drehen wollten. Die beiden Medienexperten beschränkten sich im Zuge ihrer Dokumentation nämlich nicht nur darauf, die Bewohner des Wohnblocks zu ihrer Situation zu befragen, sondern sie informierten die Bevölkerung Infolgedessen schlossen sich die Menschen zusammen, um ihre Probleme selbst in die Hand zu nehmen und Pläne zur Umgestaltung des von Wohnhäusern umschlossenen, verwahrlosten Innenhofs zu schmieden. Als Ergebnis dieser Zusammenkunft wurde mitten in der Stadt eine Oase im dicht bebauten Stadtgebiet des 4. Wiener Gemeindebezirks realisiert. Neben Wiesenflächen, die Besuchern zum Picknicken zur Verfügung stehen, schmücken heute zahlreiche Spielgeräte und eine große Sandkiste diesen sogenannten Planquadrat-Garten. Ebendieser Park steht weder ausschließlich den Anrainern noch zur Gänze als öffentliche Grünfläche zur Verfügung. Jeder, der die Durchgänge von der Preßgasse oder Text und Fotos: Dolores Stuttner der Margaretenstraße aus passiert, hat zum Stadtgarten Zutritt. Ein Aspekt, der den Planquadrat-Garten von einem öffentlichen Park unterscheidet und daher für die Stadtplanung so interessant macht, ist die Tatsache, dass die Bewohner des selbstständig agierenden Gartenhof-Vereins für die Instandhaltung und Pflege des Hofs selbst zuständig sind. Ein Stück Wiener Architekturgeschichte im Verborgenen Ganze 5.000 m² misst die Grünfläche, die sich mitten in der Stadt in unmittelbarer Nähe zum Wiener Naschmarkt versteckt. Der Park selbst ist von hohen Wohnhäusern, die als Lärmschutzwände dienen, umgeben. So merkt der Besucher nur wenig vom starken Kfz-Verkehr der angrenzenden Margaretenstraße. Auflockernd wirken an den zum Teil eintönig grauen Wänden der Wohnhäuser Schlingpflanzen an den Fassaden und große Platanen im Innenhof. Auf den ersten Blick fällt gar nicht auf, dass es sich bei dem Park um einen wichtigen Bestandteil der Wiener Stadterneuerungsgeschichte handelt. Heute erinnert lediglich eine kleine Tafel an die Entstehung und Bedeutung des Parks. Immerhin ist der Stadtgarten ein Beispiel gelungener partizipativer Stadtplanung. Die Grünfläche wurde nicht nur aktiv durch die Bewohner der umliegenden Häuser geplant und gestaltet, sondern auch darüber, wie sie ihre Lage verbessern konnten.


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