44 architektur FACHMAGAZIN Gebäudeabdichtung Trocken im Grundwasser Nicht nur die Nordsee, auch das vielarmige Flussdelta des Rheins schiebt permanent Wasser in große Teile des niederländischen Bodens. Professionelle Gebäudeabdichtung ist hier nicht nur Standard, sondern ein absolutes Muss – mit teilweise besonderen Herausforderungen. Auf einem alten Industriegelände am Nordufer der Waal realisiert die niederländische Stadt Tiel seit 2015 auf 17.000 m2 das Kulturviertel Westluidense Poort. Zentrum des Quartiers ist ein 5.500 m2 großes Gebäude, unter dessen Dach sich Kunst, Kultur, Information und Bildung konzentrieren. Westluidense Poort soll dadurch ein attraktiver Anziehungspunkt für die gesamte Region werden. Die viergeschossige Tiefgarage unter dem Neubau ist mit 580 Auto- und 110 Fahrradstellplätzen großzügig dimensioniert. Damit werden die bisherigen hochwassergefährdeten Parkplätze des Stadtviertels am Flussufer nicht mehr benötigt. Acht Stadtwohnungen und 16 Appartements ergänzen die Anlage. Weniger als 100 Meter Abstand liegen zwischen der 11 Meter tiefen, über 4.000 m2 großen Baugrube und dem Fluss. Der Grundwasserstand reicht bis zur Geländeoberkante. Auf dem Grund der Grube herrscht demnach durch die Wassersäule Fotos: StekoX® GmbH, Magstadt von 11 Meter (11 mWs) ein Wasserdruck von 1,1 bar. Um die Grube für die viergeschossige Tiefgarage in dem sandigen nassen Boden herstellen zu können, wurden zunächst trapezförmige Spundwände aus Stahl in die Erde gerammt. Anschließend konnte das Erdreich ausgebaggert werden. Der immense Wasserdruck von 1,1 bar am Boden des Erdlochs machte ein einfaches Abpumpen unmöglich. Daher mussten Taucher zuerst innerhalb der Spundwände eine Sohlplatte mit Unterwasserbeton herstellen. Mithilfe dieser ersten Abdichtungslage konnte anschließend abgepumpt und auch das nachdrückende Wasser während des gesamten Abdichtungsbaus entfernt werden. Im nächsten Schritt wurde auf der Sohle eine Ausgleichsschicht betoniert. Auf dieser Ausgleichsschicht verlegte man im Winter 2016 in nur drei Wochen mehr als 4.400 m2 Abdichtungsvlies. Das quellfähige Vlies verfügt auf einer Seite über eine, aus modifizierten Polymeren bestehende, Beschichtung, die durch ihre hohe Quellrate von 150 Prozent eine besonders wirkungsvolle Abdichtung ermöglicht. Zusätzlich liegt auf der Beschichtung eine LDPE-Folie (Low-density polyethylene) auf. Die Kunststoffschicht erhöht noch einmal die Sicherheit, denn sie ist wasserdicht und zugleich beständig gegen Chemikalien. Durch die Reaktivität der Frischbetonverbundmembran baut sich in Verbindung mit Feuchtigkeit ein Quelldruck auf, der auch effektiv eventuell auftretende Risse in der Beschichtung des Quellvlieses abdichtet. Die hohe mechanische Verbundwirkung des Vlieses mit dem ausgehärteten Beton verhindert wirkungsvoll eine Hinterwanderung von Feuchtigkeit zwischen der Abdichtungsmembran und dem Beton. Um aufgrund des hohen Wasserdrucks ein Aufschwimmen der gesamten Bodenplatte zu verhindern, durchdringen über 600 Gewi Anker das Abdichtungsvlies. Sie halten den Aufbau am Boden. An jeder dieser Befestigungen schnitt man das Vlies ein und
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