69 www.architektur-online.com Licht Folgen dieser Entscheidung diskutiert. Schon alleine, um das Gesicht nicht zu verlieren. Von den Lichtdesignern hat kaum jemand – außer Ingo Maurer – den Unsinn des vollständigen Verbots von Glühlampen öffentlich angeprangert. Es gibt in der Architektur bereits Bauten, die die Abwärme von Menschen, Computern und auch Lampen zum Heizen benutzen. In dem Sinn wäre die Glühlampe doch prädestiniert weiter zu leben? Wenn man diesen Aspekt betrachtet, haben Sie recht. Ich habe solche Impulse in Seminare eingebracht und mit Experten aus dem Handel, Industrie und Planung darüber gesprochen. Dafür habe ich nie eine Zustimmung erhalten. Die Verteufelung der Glühlampen als Energieverschwender hat so gut funktioniert, dass das unmöglich war. Die Industrie hat bis heute kein Leuchtmittel produziert, das mehr Licht als Wärme erzeugt und allgemein verwendet werden kann. Man kann auch mit LED nicht so einfach Energie sparen, da muss man Vorkehrungen treffen, damit die Abwärme des Chips entsorgt wird, bevor sie das Raumklima beeinflusst. Heißt das, dass im Hintergrund eine Menge Technik notwendig ist, um Energie zu sparen, diese Technik aber im Endeffekt die Bilanz der Einsparung zunichtemacht? Bisher konnte man eigentlich mit der Energiebilanz von LED nicht so zufrieden sein, wie es in der Öffentlichkeit geglaubt wurde. Erst in diesem Jahr leistet LED den Einsparungseffekt, der uns lange versprochen wurde, das heißt, die Lumen/ Watt Leistung ist jetzt endgültig besser als bei allen anderen allgemein üblichen Leuchtmitteln. Allerdings nur bei hochwertigen Systemen und kluger Haustechnik. Deshalb müssen wir lernen, mehr interdisziplinär zu arbeiten. Es ist heute nicht Standard, den Lichtplaner frühzeitig in die Bauplanung mit einzubeziehen. Leider! Genauso wie der Facility Manager nicht rechtzeitig beigezogen wird. Es ist von Architekt zu Architekt verschieden. Deshalb weisen wir in Seminaren immer wieder darauf hin, wie wichtig es ist, beim Planen alle Fachplaner mit einzubeziehen. Gibt es einen Zeitpunkt in der Architektur, in dem die größten Synergien zwischen Lichtplaner und Bauherr möglich sind? Es gibt Architekten, die sehr frühzeitig eine Vorstellung davon haben, wie ihre Räume nicht nur bei Tageslicht, sondern auch mit Beleuchtung erscheinen sollen. Und welche Außenwirkung sie haben sollen. Diese Seite der Gestaltung sollte Allgemeingut werden. Woran liegt das, mangelnde Information oder mangelndes Interesse? Ich glaube nicht, dass es mangelndes Interesse ist. Es gibt ein System in unserer Wirtschaftswelt, bei dem zwei Jahre bevor der Grundstein gelegt wird, alle Budgets bereits festgelegt sind. Meistens wird das Bauen von der wirtschaftlichen Seite her betrachtet. Man nimmt einen Generalunternehmer und sagt: „Kalkulieren Sie ein Bürogebäude mit 10 oder 20 Stockwerken mit soundso viel Arbeitsplätzen. Machen Sie ein Angebot, wie so ein Gebäude billig herzustellen ist und über die Nutzung in den nächsten Jahren Gewinn erwirtschaftet.“ Wenn man so denkt, hat man eine ganze Reihe von Dingen nicht im Fokus. Deshalb passieren sie auch nicht. Es sei denn, der Bauherr sagt: „Wir wollen ein möglichst energiesparendes Gebäude haben und es soll auch unser Image nach außen vertreten, wir wollen ein ‚grünes‘ Unternehmen sein und wir brauchen ein gutes Licht. Deshalb machen wir uns Gedanken über solche Dinge!“ Treffen da Kurzsichtigkeit beim Planen und das Gewinn-Maximierungsdenken zusammen? Zunehmend sagen verantwortungsbewusste Unternehmer – wir wollen einen Kompromiss erzielen. Es ist ok, ein Gebäude mit möglichst geringen Baukosten zu erstellen. Wenn wir als Lichtplaner jetzt Leuchtmittel zur Verfügung haben, bei denen auf einfachstem Weg die Abwärme recycelt und genutzt werden kann und wir Leuchtmittel verwenden, die möglichst wenig Strahlungswärme produzieren – dann haben wir ein tolles Instrument, um kostengünstig zu arbeiten, und dann finanziert sich die Investition von selbst. Wir brauchen eine Kultur der qualifizierten Beratung, die neben allen wirtschaftlichen Interessen die gestalterischen Möglichkeiten für eine gesunde und lebendig schön gestaltete Umwelt – im Öffentlichen wie im Privaten – einbringt und ausschöpft. Vielen Dank für das Gespräch! VERDECKT FLÄCHENBÜNDIG BELASTBAR KLINIKUM GROSSHADERN Architekturbüro German Haimerl TECTUS® Das komplett verdeckt liegende Türbandsystem für auf Flächen bündigkeit ausgelegte Raumkonzepte. www.simonswerk.at
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