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68 architektur FACHMAGAZIN Licht Jahr des Lichts 2015 begehen die Vereinten Nationen das „Internationale Jahr des Lichts“. Das Jahr soll an die Bedeutung von Licht als elementare Lebensvoraussetzung für Menschen, Tiere und Pflanzen und daher auch als zentraler Bestandteil von Wissenschaft und Kultur erinnern. Wissenschaftliche Erkenntnisse über Licht erlauben ein besseres Verständnis des Kosmos, führen zu besseren Behandlungsmöglichkeiten in der Medizin und zu neuen Kommunikationsmitteln. Mit dem Lichtplaner Dipl.-Ing. arch. Reinhard Vedder von VEDDER.LICHTMANAGEMENT unterhielt sich Peter Reischer über Notwendigkeiten bei der architektonischen Planung und einiges, das die Industrie nicht gerne ausspricht. Worauf müssen Lichtplaner achten, wenn sie Licht in moderne Architektur bringen wollen? Da gibt es eine ganze Reihe von Herausforderungen. Vor allem haben wir eine sich beschleunigende Entwicklung in der Arbeit mit Licht, mit dem Medium LED an vorderster Stelle. Das ermöglicht uns, sowohl technische wie auch gestalterische Dinge zu realisieren, die in der Vergangenheit nicht möglich waren. Was wäre das zum Beispiel? Die Möglichkeit der Inszenierungen in Gebäuden, die früher nur über standardisierte Strahler machbar gewesen wären. Feine Lichtlinien, vielfältige Formen und große Lichtflächen lassen sich mit LED sehr einfach realisieren. LED erweitert also das Kreativitätsspektrum der Architekten deutlich. Wie sieht es bei LED mit der Nachhaltigkeit, speziell mit der Entsorgung aus? Da sprechen Sie einen Punkt an, den man in der Vergangenheit nicht so beachtet hat, er ist auch in den Auswirkungen noch nicht richtig bekannt. Wir hören von der Lichtindustrie, dass es kein Thema ist, aber es ist nicht ungewöhnlich, dass Problembereiche erst nach und nach bekannt und in der Öffentlichkeit nicht so deutlich erklärt werden. Die Industrie will ja verkaufen! Natürlich, aber wir haben auch bei LED elektronischen Schrott. Der sollte – wie bei einem Computer – ordnungsgemäß entsorgt werden. Heißt das: Zerlegen in Einzelteile und recyceln? Ist das überhaupt möglich bei LED? Ich denke schon, dass es möglich ist. Aber Retrofitlampen können leicht mal im Hausmüll verschwinden, im Gewerbe ist man da hoffentlich stärker sensibilisiert, weil die Mengen größer sind. Die Architekten und Planer müssen sich in der Regel keine großen Gedanken darüber machen, wie das passieren kann. Wenn wir heute eine Nachhaltigkeitsdiskussion ernsthaft führen, muss doch jeder Architekt, Planer usw. sehr wohl darüber nachdenken, welche Produkte er verwendet und wie die recycelt werden können? Wenn die Industrie keine Informationen an die Planenden liefert, ist das nicht verantwortungslos? Was wir (Lichtplaner) bisher darüber wissen ist, dass wir bei den herkömmlichen bis jetzt zur Verfügung stehenden Leuchtmitteln – Entladungslampe, Leuchtstofflampe – im Grunde genommen ähnliche und zum Teil dramatischere Fragestellungen haben. Bei der Kompaktleuchtstofflampe, die als der Strom- und Energiesparer dargestellt wurde, tauchten auf einmal Informationen auf (nachdem sie im Handel war), dass Schadstoffe wie Quecksilber darin enthalten sind. Die Industrie hatte dann ziemliche Mühe, das zu entschärfen – aber endgültig ist das noch nicht vom Tisch. Da muss man dann mit anderen als den Industrievertretern sprechen, um zu erfahren, wie hoch das Restrisiko ist. Bei LED haben wir ein definitiv geringeres Risiko als bei einer Kompaktleuchtstofflampe, die einem aus der Hand fallen und zerbrechen kann. Da haben Sie die Giftstoffe dann im Haushalt. Wenn eine LED-Lampe runterfällt, ist sie vielleicht kaputt, aber mit weniger Gefährdung. Welche Möglichkeiten hat man nun in der Architektur, mit 100 % reinem Gewissen, Licht hineinzubringen? Bleibt uns nur mehr Tages- und Sonnenlicht übrig? Bei der Halogenlampe ist ja nach den Verbesserungen tatsächlich ein Einspareffekt gegenüber der konventionellen Glühlampe zu bemerken. Man hat eine Klassifizierung vorgenommen. Diese Leuchtmittel kann man also dort einsetzen, wo sie wirklich Dipl.-Ing. arch. Reinhard Vedder Sinn machen, das ist der klassische Privatbereich. Aber auch hier und in Krankenhäusern, Hotels etc., bekommen wir mit LED ein relativ risikoarmes Leuchtmittel, mit zunehmend schönem Licht. Sie sagen ‚relativ risikoarmes Leuchtmittel‘. Da läuten bei mir die Alarmglocken, was heißt das? Das heißt nur, dass ich mich vorsichtig ausdrücke und hoffe, demnächst nichts Negatives über LED-Leuchtmittel sagen zu müssen. Warum ist man dann nicht bei der guten Halogenlampe geblieben? Das ist eine gute Frage. Die Glühlampe hatte keine Lobby. Hat sie zu wenig Gewinn gebracht? Ja, das kommt noch dazu. An anderen Dingen verdient die Industrie einfach mehr. Also hat man die Leuchtmittel, von denen man wusste, dass sie in erster Linie Hitze und in zweiter Linie Licht erzeugen, politisch abgeschafft. Und moderne Leuchtmittel eingesetzt, mit denen man auf Dauer wirklich Energie einsparen kann. Erst im Nachhinein hat man umfassend über die


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