Page 26

architektur_814_eMag_kl

30 architektur FACHMAGAZIN Landschaftsarchitektur Landschaft als Kulturgut Die gerade unter Mitwirkung österreichischer Archäologen entdeckten unterirdischen Strukturen in Stonehenge weisen darauf hin, dass an diesem Ort kein isoliertes Monument stand, zu dem nur ganz bestimmte Menschen Zugang hatten und das in einer ansonsten unberührten Landschaft stand. Es war ein äußerst belebter Ort. Allerdings handelte es sich um eine Art ritualisierte Landschaft, also gestaltete Natur ohne menschliche Siedlungen. Text: Peter Reischer Es fanden Prozessionen und Rituale statt, deren Sinn und Bedeutung erst erforscht werden müssen. Was in Stonehenge schon vor 5.000 Jahren im Großen (über 100 km2) betrieben wurde, macht die LandArt (engl. für Landschaftskunst), ursprünglich auch „earthworks“ genannt, meistens im Kleinen. Die Übergänge dieser Kunst zur Landschaftsarchitektur und auch zur Architektur sind fließend, immer wieder werden – auch abstrahierte – Elemente der Natur von manchen Architekten in die Baukunst einbezogen. Das Internationale Garten Festival in Grand-Métis in Quebec, Kanada, befasst sich jedes Jahr in einer aufregenden Schau mit den Themen Garten und Terrasse, Installation und Landschaftsarchitektur. Es ist als eines der wichtigsten Festivals in Nordamerika und als das führende seiner Art auf der ganzen Welt bekannt. Seit dem Jahr 1 AFTERBURN von Civilian Projects, Brooklyn, NY, USA Civilian Projects ist eine in Montreal aufgewachsene, in Brooklyn beheimatete Architektengruppe, mit einer Leidenschaft für soziale Potenziale der Landschaft, Materialität und Architektur. Sie befassen sich mit der Les- und Sichtbarmachung von anthropomorphen und umweltbezogenen Systemen und inszenierten eine postapokalyptische Erfahrung. Das ermöglicht es den Betrachtern zu sehen, wie sich die Natur selbst erneuert (sogar nach einem Feuer) und die zerstörte Landschaft sich heilt. Afterburn ist ein Garten aus verkohlten Pfosten, Asche am Boden, Flusssteinen, Koniferentrieben und krautartigen Gewächsen, die die Folgen eines fiktiven Waldbrandes simulieren. Feuer sind grundlegende Bausteine im Ökosystem der Wälder, außer wenn sie in bedrohlicher Nähe zu urbanen Gebieten auftreten. Es gibt allerdings kaum 2000 haben mehr als 900.000 Besucher die von über 200 Künstlern aus 15 Ländern gestalteten Gärten und Installationen besucht. Diese sowohl künstlerische als auch touristische Veranstaltung verknüpft die visuelle Kunst mit Architektur, Landschaft, Natur und Umraum. Das Konzept der Schau baut auf zwei zueinander senkrechten Achsen auf: Die Nord-Süd-Achse definiert einen geometrischen Raster von gleich großen, 10 x 20 Meter Flächen. Sie sind voneinander durch Baumgruppen, Sträucher und Grünflächen getrennt. Die Ost- West-Achse besteht aus einer Serie von Gartenbereichen in unterschiedlicher und irregulärer Form. Diese Flächen und Gärten werden jedes Jahr von Künstlern ‚bespielt‘. Die diesjährige Ausstellung zeigt 22 verschiedene Installationen von Künstlern und Architekten aus der ganzen Welt. 1 ©Louise Tanguay Gelegenheiten, mit diesen Kräften zu experimentieren. Scheinbar öde und verwüstet, bahnt sich nun doch ein Miniaturwald aus den verkohlten Resten den Weg in die Höhe, während die Pfosten noch an seinen Vorgänger erinnern.


architektur_814_eMag_kl
To see the actual publication please follow the link above