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29 www.architektur-online.com architekturszene Bauten ihrer ursprünglichen Nutzung zuzuführen. Seit dem Ende des Balkankrieges gab es Bemühungen, die ehemals prunkvollen Gebäude zu renovieren, um den Großteil der einst hochwertigen Bausubstanz zu erhalten. Nicht zuletzt sollte die Umgestaltung der oft stark beschädigten kommunistischen Bauten dazu dienen, die Kriegshandlungen der 1990er Jahre zu vergessen. Um den Fremdenverkehr erneut anzukurbeln, warb der nun postsozialistische Staat mit internationalen Hotelketten und seinen historischen Kleinstädten an der Adria. Die geradezu euphorischen Versprechen der touristischen Werbekampagnen konnten in der Praxis nur schleppend realisiert werden. Lange Verzögerungen bei der Privatisierung, mangelnde Direktinvestitionen und eine nur geringe Rechtssicherheit sorgten in Kombination mit restriktiven Bauvorschriften bei der Umsetzung der Vision an der kroatischen Küste für lange Wartezeiten. Etliche Bauvorhaben scheiterten vor allem aufgrund intransparenter Abläufe und mangelnder Koordination der zuständigen Verwaltungsebenen. Als Konsequenz befinden sich hier heute etliche leer stehende Hotelanlagen, die von einem massiven Zerfall der einst imposanten Bausubstanz betroffen sind. Das Haludovo Resort in Malinska aus der Hand des Architekten Boris Magas zeigt auf, wie Verzögerungen bei den Genehmigungsverfahren zum Zerfall eines ehemals gelungenen Projekts führen können. Die Ferienanlage zeichnete sich nach ihrer Eröffnung im Jahr 1972 durch eine ausgewogene Mischung verschiedener städtebaulicher Elemente aus. Dadurch konnte sich das Ressort als autonome Ferienstruktur Jüngste Entwicklungen deuten jedoch darauf hin, dass die kroatische Bauwirtschaft in Zukunft bessere Zeiten erleben wird. Vor allem durch den EU-Beitritt des Landes versprechen sich Experten eine Lockerung der strikten Bauvorschriften sowie einen Zustrom an Investoren. Bereits 2009 wurde dem Ferienort Valamar Lacroma Babin Kuk bei Dubrovnik durch den österreichischen Architekten Boris Podrecca ein neuer Anstrich verliehen. Insgesamt 40 Millionen Euro investierte Valamar in das Projekt um das ehemals leerstehende 4-Sterne-Hotel „Plakir“. Sozialistische Leitbilder mit Vorbildfunktion Mit den Baukonzepten der sozialistischen Architektur wurden im ehemaligen Jugoslawien durchaus zukunftsweisende Projekte geschaffen. Auch für die heutige Planungswelt haben die gemeinwohlorientierten Nutzungen der Gebäude eine Vorbildfunktion. Insbesondere die Idee, Tourismusstrukturen sowohl als Nächtigungsstätten als auch als Begegnungspunkte zu konzipieren, erwies sich als vorteilhaft. Da etliche Hoteleinrichtungen nicht nur aus räumlich abgegrenzten Solitären bestanden, sondern sich ebenso in die umliegenden Orte integrierten, wurde einer Ausgrenzung der Einwohner entgegengewirkt. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Kontext auch die Anpassung der Baustrukturen an das Landschaftsbild der Küste. Die Entwürfe der damaligen Zeit zeigen auf, wie sich durch die Berücksichtigung geografischer Eigenheiten auch große Baukomplexe zum Vorteil der ortsansässigen Bevölkerung realisieren lassen. Ruine des Haludovo Resort © Daniele Ansidei etablieren. Um einen harmonischen Fluss zwischen Innen- und Außenräumen zu erzeugen, arbeitete Magas mit feinen Linien und Grünflächen. So konnte mit dem doch sehr voluminösen Baukomplex ein Gegensatz zum damals vorherrschenden Strukturalismus geschaffen werden. Heute ist von der ehemals prunkvollen Ferienanlage mit Casino und großzügigen Schwimmbecken nur mehr wenig übrig. Nach der Privatisierung im Jahr 1996 gab es durch den russisch-armenischen Besitzer Ara Abramian zwar Bestrebungen, das Ressort wieder aufleben zu lassen, allerdings wurde keiner der eingereichten Entwürfe genehmigt. Diese Entwicklung führte zu einem massiven Wertverlust des Bauwerkes, das mittlerweile nicht mehr als eine Ruine darstellt. Hotel Libertas © ccn-images Zagreb


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