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22 architektur FACHMAGAZIN Magazin Holz in luftiger Höhe Die Baumkronenforschung (auf Englisch: „Canopy research“) ist ein noch recht junges Teilgebiet der Biologie, deren Hauptziel es ist, die ökologischen Zusammenhänge in den obersten Etagen der Wälder zu erforschen. Ein Hauptinteresse der Baumkronenforscher gilt u.a. den Wechselwirkungen zwischen „oben“ und „unten“. Fotos: D2 In den obersten Etagen der Wälder kann nämlich die Energie der Sonne von den Bäumen besonders intensiv genutzt werden, um zum Beispiel Blätter zu erzeugen, die nach dem Laubfall am Boden den Tieren und Mikroorganismen als Nahrungsgrundlage dienen können: Der Kronenraum ist in einigen Wäldern das produktivste Stockwerk des Waldes. In den Tropen kann der obere Kronenraum jedoch auch wüstenartige Verhältnisse aufweisen, da bei voller Sonneneinstrahlung die Luftfeuchte, im Gegensatz zum beschatteten Waldinneren, deutlich abnehmen kann. An diese zum Teil sehr stark ausgeprägten Unterschiede müssen sich die Organismen des Waldes anpassen. Dies ist einer der Gründe, weshalb vor allem in hohen und alten Wäldern im Kronenraum zum Teil ganz andere Arten angetroffen werden als am Waldboden. Aber auch für Nichtbiologen, für ganz normale Besucher und Touristen kann und soll auch der obere Teil der Bäume zugänglich gemacht werden. Dazu werden allerorts (auch im Tiergarten Schönbrunn) Baumwipfelwege eingerichtet. Diese bieten neben der fachspezifischen Erkenntnis auch einen beachtlichen Erlebniswert. Baumkronenwege ermöglichen den Besuchern mit den Baumwipfeln auf Augenhöhe zu sein und sie eröffnen ungeahnte Perspektiven. So auch der Baumkronenweg in Füssen, Deutschland. Das Walderlebniszentrum Ziegelwies in Füssen ist ein gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, über den Wald, die Umwelt und die Natur, insbesondere in der Kulturlandschaft des Ostallgäus / Südbayern und des Außerferns / Tirol zu informieren und zum „Erleben“ dieser Themen anzuregen. Seit 2002 ermöglicht der Verein den Besuchern, den Lebensraum Wald zwischen Wildfluss Lech und den Steilhängen des Allgäuer Bergwaldes zu erkunden. Und zwar auf deutschem und österreichischem Boden und seit Juni 2013 ist dies nun auch mit einem grenzüberschreitenden Baumkronenweg möglich. Er erstreckt sich über eine Länge von 450 Meter mit einer Breite von 1,8 Meter in der luftigen Höhe von maximal 21 Meter über nur vier Stützen. Die stark vorgespannte Hängebrücke mit sehr geringem Stich, also eine Spannseil


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