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128 architektur FACHMAGAZIN RETAIL architektur Wein in architektonischer Kultur Das in Rotterdam beheimatete Architekturstudio AAAN hatte das Glück, bei einem ihrer Projekte Architektur mit Wein und dessen Verkostung kombinieren zu dürfen. Die Architekten Rik de Ruiter und Luuk Stoltenborg entwarfen das Design für den neuen Weinshop „Wijn aan de Kade“, er ist in einem 1896 errichteten, monumentalen Gebäude in der Admiraliteitskade im Zentrum der Stadt situiert. Fotos: Sebastian van Damme Das vier Ebenen umfassende Geschäft ist von dem Team in ein modernes, in warmen Tönen gehaltenes Verkaufslokal gestaltet worden. Der Fokus in der Gestaltung – auf den sich auch unwillkürlich alle Blicke richten – sind die Seitenwände der Haupträume, die vom Boden bis zur Decke mit 2.100 Stück lasergravierten Eichentafeln bedeckt sind. Auf den Tafeln sind die Labels und Embleme berühmter Weinproduzenten, -marken und -häuser eingebrannt. Die langen, aber eher schmalen Schauräume, die sich durch die ganze Gebäudetiefe ziehen, sind seitlich mit diesen Holzverkleidungen bedeckt – darin befinden sich Nischen, Regale und Gelegenheit für zusätzlichen Stauraum. Wein wird im Inneren der Schränke gelagert. Große Ausschnitte fungieren als Displays für über 300 verschiedene Weinflaschen. Die Rückwände der Weindisplays zeigen noch die Originalziegelmauerung aus der Zeit der Dutch East India Company. Hinter den Wänden sind Toiletten, Waschraum, Lager und Büro verborgen. Das Konzept ist absolut stringent und bis ins letzte Detail durchgezogen: Die Fußböden sind in einem hellen Grau gehalten, die Eichenholzwände schaffen eine Weite, die überrascht, zusätzliche Möbel (Tische, Stühle) sind in einem leicht grüngrauen Ton gefärbt. Sämtliche Möbel und Einrichtungen sind übrigens eigens entworfen. Der Raum bekommt so eine Identität und einen eigenen Charakter. Aus diesen Prinzipien resultiert ein geräumiger, klarer, 200 m2 großer Schauraum mit einer starken Konzentration auf die Weine. Unter dem eigentlichen Schauraum ist noch der Keller, dieser ist niedrig und spärlich beleuchtet, und der ursprüngliche Ziegelboden ist noch erhalten – er bietet deshalb eine faszinierende Atmosphäre. Hier befinden sich auch zwei lange, schwarze Schränke, gefüllt mit feinem Kies, in denen besonders luxuriöse Weine gelagert werden. Die anderen Räume sind hell und generös ausgeleuchtet. Sorgfältig ausbalanciertes Tageslicht kommt von oben und schafft eine angenehme Wahrnehmung. Zusätzlich zu den Hauptverkaufsräumen besitzt der Shop eine kleine Bar, eine Küche und einen Verkostungsbereich im hinteren Teil auf einer Zwischenebene. Auf der Erdgeschossebene befindet sich ein kleiner eigener Raum mit der Kasse – sehr intim! Für größere Gruppen findet die Verkostung im zweiten Stock statt, hier befinden sich auch Stehtische mit erläuternden Weinkarten aus der ganzen Welt – auch diese sind, dem Konzept entsprechend – in die Tischplatten eingraviert. Das Gesamtresultat ist sicher einzigartig.


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