84 architektur FACHMAGAZIN Licht Human Centric Lighting Wer in einem Büro arbeitet, für den ist der eigene Schreibtisch ein wichtiger Ort. Um effizient arbeiten zu können, braucht man nicht nur eine gute und rückenschonende Sitzgelegenheit, sondern auch den richtigen Platz für den Computer und das richtige Licht am Arbeitsplatz. Künstlich erzeugtes Licht beansprucht die Augen, wodurch die Leistungsfähigkeit abnimmt. An und für sich sind das nur Binsenweisheiten, aber gerade in den einfachsten Dingen sind oft viele Fehlerquellen und auch Chancen verborgen. Nicht ohne Grund wurde in der Überarbeitung der europäischen Norm EN 12464-1 „Beleuchtung für Arbeitsstätten in Innenräumen“ das Thema Tageslicht mit eingearbeitet. Text: Peter Reischer Im menschlichen Körper läuft jeden Tag das gleiche Programm ab. Die „innere Uhr“ bestimmt Schlaf- und Wachphasen, aber auch Herzfrequenz, Blutdruck und Stimmung – ein Rhythmus biologischer Prozesse, der wesentlich vom Licht gesteuert und unterstützt wird. Diese periodische Wiederkehr in der menschlichen Chronobiologie nennt man circadianen Rhythmus. Der bekannteste circadiane Rhythmus ist der Schlaf- Wach-Rhythmus. Im Volksmund ist er als die „innere Uhr“ bekannt. Im Laufe eines Tages ändert sich nicht nur die Lichtintensität, sondern auch die spektrale Zusammensetzung des Lichtes. Natürliche Lichttemperatur, Lichtfarben und eine der Tageszeit angepasste Lichtintensität tun dem Menschen wohl. Je nachdem, wie das Licht abgestimmt ist, kann es eine beruhigende Wirkung entfalten oder die Produktivität fördern. Falsches Licht kann – das weiß man mittlerweile aus wissenschaftlichen Untersuchungen – Probleme und Störungen im menschlichen Körper verursachen. Vor allem das blaue Licht von Computerbildschirmen ist ein Verursacher für diese Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus. Nur ein Bruchteil des natürlichen Lichts dient dem Sehvorgang. Der überwiegende Teil gelangt in den Organismus und kurbelt den Stoffwechsel an, regelt den Hormonhaushalt, das Immunsystem, den Zellstoffwechsel sowie Atmung, Puls und Körpertemperatur. Dabei wirken vor allem die Hormone Cortisol und Melatonin. Entsprechend den circadianen Rhythmen variiert die menschliche Leistungskurve und erreicht morgens gegen 10 Uhr ihren Höhepunkt und nachts gegen 3 Uhr ihren Tiefpunkt. Seit ungefähr zwei Jahren sind die internationalen Lichtmessen fast ausschließlich vom thematischen Schwerpunkt „Human Centric Lighting“ (einer anderen Bezeichnung für das biodynamische Licht) geprägt. Innovative Leuchtenhersteller haben schon früh auf die medizinischen Erkenntnisse über die Lichtwirkung reagiert und entsprechende Lichtsysteme für Human Centric Lighting (HCL) angeboten. Bislang kannte man es nur in medizinischen und pflegerischen Bereichen, jetzt zieht HCL auch am Arbeitsplatz ein. Leuchten in Büros, Hotels, Shops und Wohnungen passen im Tagesverlauf die Farbtemperatur der Leuchte kontinuierlich an. Das erhöht die Leistungskraft der Nutzer und wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus. Vergleichbare Technologien gibt es auch bei Tischleuchten, die ebenfalls automatisch den Tageslichtverlauf abbilden. All diese effizienten Leuchten bringen biodynamisches Licht an Büroarbeitsplätze und decken einen Temperaturverlauf von 3.000 K bis 6.500 K ab. Kiën "LICHT 1"
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