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82 architektur FACHMAGAZIN Licht Die Herrengasse rollt die Teppiche aus Welchen Mehrwert können (Licht-)Kunstinstallationen im öffentlichen Raum bieten? Funktionieren sie auch als Informationsträger? Können sie jenseits der Ästhetik auch eine Identität des Ortes begründen? Text & Fotos: podpod design Die Herrengasse liegt im Herzen Wiens und hat eine lange Geschichte vorzuweisen. Sie verläuft entlang der ehemaligen römischen Limesstraße, die wiederum aus dem Mittelalter als Hochstraße bekannt ist. Im Barock schließlich siedelte sich – wegen der Nähe zur Hofburg, der Hochadel an und errichtete prunkvolle Stadtresidenzen, wie zum Beispiel das Palais Kinsky, das Palais Harrach, Trauttmansdorff, Batthyany oder Porcia mit ihren wunderschönen Innenhöfen. Das Palais Ferstel, ursprünglich als Bank- und Bürogebäude errichtet, glänzt mit einer eleganten Passage, die wiederum mit den Innenhöfen des Palais Harrach verbunden ist. Am Standort des ursprünglichen Stadtpalais Liechtenstein wurde in den Zwanzigerjahren das erste Wiener Hochhaus erbaut, welches ein weiteres architektonisches Highlight des Straßenzugs darstellt. Dessen Eigentümer haben sich auf Initiative des Juristen Dr. Wolfgang Spitzy mit den Besitzern anderer Objekte zu einer Interessentengemeinschaft zusammengetan und entschieden, im Sinne ihrer Immobilien in eine grundlegende Neugestaltung zu investieren und die Herrengasse als Gesamtes aufzuwerten. In Abstimmung mit der Stadt Wien wurde sie – als mutig finanziertes PPP-Projekt – in eine Begegnungszone umgewandelt. Für die Gestaltung der Oberflächen wurde der schon für die Neugestaltung von Kärntner Straße, Graben und Stephansplatz verantwortliche Architekt Clemens Kirsch gewonnen, der mit großformatigen Granitplatten und pferdehufbeständigem Betonpflaster auf einheitlichem Niveau der Herrengasse eine ungeahnte Großzügigkeit verliehen hat. Nicht zuletzt trägt die teilweise Umleitung der Fiaker- und Taxirouten über die Bankgasse zur Entschleunigung des Straßenzugs bei. Das Lichtkonzept wurde von podpod design beigesteuert, die in enger Kooperation mit der „MA 33 – Wien Leuchtet“ einen entsprechenden Lösungsansatz erarbeiteten. Die Seilhängeleuchten wurden entfernt und in den engeren Straßenquerschnitten durch historische LED-Wandlaternen, in den breiteren durch Kandelaber ersetzt. Das ermöglicht den freien Blick nach oben und lässt die


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