96 architektur FACHMAGAZIN edv 3D-Bestandsaufmaß: Tachymeter oder Laserscanner? Krumme Winkel? Schiefe Wände? Große Höhen? Mit lasergestützten 3D-Aufmaßsystemen ist das alles kein Problem! Neue, kostengünstige 3D-Messsysteme ab 1.500 Euro erfassen auch komplexe Geometrien präzise und wirtschaftlich. Text: Marian Behaneck, Walter Riemenschneider In vielen Fällen reichen Zollstock und Bandmaß beim Maß nehmen. Bei krummen und schiefen Räumen, frei geformten Treppenausschnitten oder beim Aufmaß von verwinkelten Dachgeschossen gerät das konventionelle Messen von Hand aber schnell an seine Grenzen. Für diese Fälle sind sogenannte tachymetrische Messsysteme besser geeignet. Das sind auf einem Tachymeter (eine Kombination aus Winkel- und Distanzmessgerät), speziell dafür entwickelten Messgeräten oder Laser-Distanzmessern basierende Systeme. Sie erfassen die 3D-Koordinaten einzelner markanter Punkte eines beliebigen Objektes mathematisch über den Horizontal- und Vertikalwinkel sowie die gemessene Distanz. Die Messdaten lassen sich per Datenkabel, USB-Stick oder simultan per WLAN- oder Bluetooth-Funk auf mobile Rechner übertragen und unmittelbar vor Ort auswerten. Parallel zur Messung entsteht so, quasi ‚im Hintergrund‘, eine 3D-Aufmaßskizze, die man in CAD-Systeme einlesen und weiterverarbeiten kann. Und so funktioniert es: Das aus einem Stativ und einem darauf montierten, dreh- und schwenkbaren Messgerät bestehende tachymetrische System wird im Raum aufgestellt und eingeschaltet, worauf es sich in der Regel selbstständig orientiert und kalibriert. Anschließend können die Messpunkte durch Drehen und Schwenken des Messgerätes von Hand oder – motorisch betrieben und per Funkfernbedienung gesteuert – halb automatisch anvisiert werden. Aus den horizontalen und vertikalen Winkelwerten und der vom Lasermessgerät ermittelten Distanz berechnet das System die exakten 3D-Koordinaten für jeden Messpunkt auf den Millimeter genau. Ausgelöst wird die Messung direkt am Gerät, teilweise auch per Fernbedienung oder per Für so manche Messaufgaben gibt es zu tachymetrischen 3D Mess-Systemen kaum Alternativen. © Flexijet Tastendruck am Notebook oder Tablet-PC. Die Aufmaßdaten werden sofort über ein Datenkabel oder kabellos direkt in das zum System gehörende Aufmaßprogramm übertragen oder später per USB-Stick auf den PC geladen. Die beim Aufmaß entstandene dreidimensionale Aufmaßskizze kann man per DXF-Schnittstelle in beliebige CAD-Programme einlesen und daraus Grundrisse, Aufrisse oder Schnitte generieren. Es müssen weder Raumecken noch Raumdiagonalen gemessen werden – zwei Messpunkte pro Wand genügen. Selbst möblierte Räume lassen sich damit relativ problemlos erfassen; das Messgerät muss dann lediglich geschickt an mehreren Standorten aufgestellt werden. Die Daten werden anschließend über Referenzpunkte passgenau miteinander verbunden. Die reflektorlose Messung ermöglicht ein rationelles Aufmaß, das von einer einzigen Person durchgeführt werden kann. Bei hohen Räumen kann auf Leitern, Arbeitsbühnen oder Gerüste verzichtet werden. Auch weit entfernte Messpunkte (bis etwa 80 Meter) lassen sich über einen digitalen oder optischen Zielsucher präzise anvisieren. Grenzen setzt im Außenbereich lediglich die Sichtbarkeit des Laserpunktes bei sehr hellem Tageslicht. Da man vor Ort die komplette Übersicht über die aktuellen Messergebnisse hat, gehören vergessene Maße und eine mehrfache Anfahrt des Messortes der Vergangenheit an. Die Messdaten müssen später im Büro nicht mehr zusätzlich erfasst und nachbearbeitet werden. Gegenüber dem herkömmlichen Handaufmaß lässt sich dadurch über die Hälfte der Arbeitszeit einsparen.
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