40 architektur FACHMAGAZIN Architektur für die Seele Spuren der Zeit Im Jahr 2015 wurde die Restaurierung einer kleinen Kirche aus dem 16. Jahrhundert in Brihuega, Guadalajara, Spanien abgeschlossen. Architekt Adam Bresnick hat die alte Struktur sehr genau studiert und dann sensibel neue Teile und Strukturen eingefügt. Der sakrale Raum kann so heute auch neue, zeitgemäße Funktionen (Kultur) übernehmen. Das Konzept seiner Intervention war es, den Lauf der Zeit zu respektieren. Außen wurden die Steinfassaden und der palladianische Eingang restauriert, im Inneren sind drei Bereiche artikuliert: Die Originalkuppel, der Eingang in das Kirchenschiff mit seinen archäologischen Teilen und eine neue Konstruktion, die sich in den Raum erstreckt, aber ihn nur minimal berührt. Das ehemalige Gewölbe neben der Kuppel wird durch eine gebogene Decke aus Holzstäben wieder in Erinnerung gerufen. Der frühere Chor beinhaltet nun auf vier Ebenen sämtliche Funktionen, welche in der modernen Zeit nötig sind: Aufzug, barrierefreie Nasszellen, Küche und Lagerräume. Die verwendeten Materialien sind die gleichen, wie in früheren Zeiten: beigefarbener Marmorboden, weiße Farbe und Holzlatten, welche den im Kirchenschiff schwebenden modernen Chor optisch abschließen. Interessant ist auch das große Lichtobjekt, das in der Kuppel hängt – auch hier ist Reduktion wichtiger als Erscheinen. Alt und neu Einen ganz anderen Zugang zum Kirchenbau, einen mehr technischen, intellektuellen, hat Architekt Michail Georgiou für den Bau einer byzantinischen Kapelle – gewidmet dem Apostel Petrus und der Hl. Helena – in Zypern gewählt. Die Typologie entspricht den zweischiffigen, orthodoxen Kirchen. Morphologisch ist sie von der traditionellen, orthodoxen Kirchenarchitektur inspiriert, aber durch innovative Bautechnik und Materialien in ein zeitgenössisches Beispiel transformiert. Durch die Extrudierung der Form in der Längsachse entstand ein lesbarer, leichtgewichtiger Bau. Das Seitenschiff erscheint als solides Volumen, welches mit dem Hauptschiff durch Bogenöffnungen kommuniziert. Trotz der Kleinheit gibt es einige energiesparende Maßnahmen, die den thermischen Komfort – vor allem in den heißen zypriotischen Sommermonaten – sichern: keine Öffnungen im Norden und Süden, Beschattung im Westen und Osten. Die mit 7 cm extrem dünne Stahlbetonhaut (Ferrocement wie im Schiffsbau) hat einen U-Wert von 0.61W/m²K – entsprechend dem Standard der zypriotischen Energieverordnung. Es gibt keine mechanische Kühlung und ausschließlich lokale Materialien (CO2 Reduktion) wurden verwendet. © Eugeni Pons © Charis Solomou © Eugeni Pons
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