64 architektur FACHMAGAZIN Energieeffizienz Passivhaus in China Passivhaus Bruck / China / Peter Ruge Architekten China, ein großes Land, mit noch größerem Potenzial zu Energieeinsparungen, ist in Zusammenhang mit österreichischen Gebäuden bislang für das Kopieren von traditionellen Sehenswürdigkeiten bekannt. Doch nun interessiert man sich im Land der Mitte auch für österreichisches und deutsches Passivhaus Know-how. Immer knapper werdende Ressourcen wie Energie und Wasser effizient zu nutzen, ist gerade im Reich der Mitte in den letzten Jahren zum Gebot der Stunde geworden. Die Volksrepublik China spielt mit ihrem rasanten Wirtschaftswachstum und ihrem ebenso rasant wachsenden Energiehunger eine zentrale Rolle in der internationalen Klimapolitik. Das Schwellenland ist inzwischen der weltweit größte Emittent von Treibhausgasen. Aber zumindest auf nationaler Ebene hat man dem Klimawandel bereits den Kampf angesagt und eine Reihe von Maßnahmen zu Energieeffizienz, Energieeinsparung und Nutzung erneuerbarer Energien umgesetzt. Fotos: Jan Siefke Und da die Chinesen – wenn sie etwas anfangen – aufgrund ihres Fünfjahresplanes alles eher extrem betreiben, werden weltweit in keinem anderen Land mehr Windenergieanlagen und Solarzellen produziert. So konnte China (nach eigenen Angaben) seine Energieintensität gemessen am Bruttoinlandsprodukt in den vergangenen fünf Jahren um 20 % senken. Dies entspricht den Vorgaben des letzten Fünfjahresplans. China will die deutsch-österreichische Passivhaustechnologie importieren und schickt laufend Delegationen in unsere Breiten. Und so gewinnt energieeffizientes Bauen auch in China immer mehr an Bedeutung. Ein besonders gutes Beispiel dafür ist im August westlich von Shanghai eröffnet worden: Ein Apartmenthotel im Passivhaus-Standard, geplant vom deutschen Architekten Peter Ruge für Landsea, einem etablierten Immobilienentwickler in China. Das fünfstöckige Gebäude mit der Bezeichnung ‚Passivhaus Bruck‘ steht auf einem Forschungscampus in Changxing in der Provinz Zhejiang. Die Energieeinsparung gegenüber herkömmlichen chinesischen Wohngebäuden liegt nach Angaben des Bauherrn bei 95 Prozent. Ermöglicht wurde dies durch eine Planung, die speziell an das feuchtwarme Klima im Delta des Jangtseflusses angepasst ist. Die sehr gute Wärmedämmung des Gebäudes minimiert den Energieeintrag durch die Außenwände. Dreifach verglaste Fensterelemente werden gezielt in den Zimmern und Aufenthaltsbereichen eingesetzt. Um die opaken und transparenten Teile der Außenhülle zusätzlich gegen die intensive direkte und reflektierte Sonnenstrahlung zu schützen, wurde um die thermische Außenhülle ein Verschattungsband aus vertikalen Terrakottastäben gelegt. Auf der Südseite wurde dieses Band vor den Fenstern durch speziell geformte Leibungselemente ersetzt, um den Bewohnern einen ungehinderten Ausblick aus den Appartments zu bieten und möglichst lange auf künstliches Licht im Innenraum verzichten zu können. u
AF_714eMag
To see the actual publication please follow the link above