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architekturszene Russland © Andrea Avezzù Länderpavillons Die ‚fundamentals‘ unserer Architektur, die von jedem Architekten, immer und überall verwendet werden, sind ein unsicheres Gemenge aus heterogenen Einflüssen wie Zeitgeist, Technik, Wirtschaft und auch Mythologie. Das lässt sich auch an einigen der anderen Länderpavillons ablesen. Die Amerikaner übertreiben - wie immer - in ihrem Pavillon: 1.000 Architekturprojekte von amerikanischen Firmen/Büros werden zur Schau gestellt. Jeweils mit Foto und ausführlichem Text zum Abreißen. Warum nicht gleich ein Telefonbuch? Eine ganz eigene, sehr parodistische Veranstaltung 32 war ‚Fair Enough‘ im russischen Pavillon. Wer sich mit den 20 Kojen nicht ausführlich beschäftigte – verstand gar nichts. Aber dem Interessierten erschloss sich bei den Gesprächen mit den ‚einzelnen‘ Ausstellern, die selbstkritische, sarkastische Präsentation des russischen Bauwesens: Es wurden von fiktiven Baufirmen und Immobilienbüros etc. ebenso fiktive, teilweise absurde Vorschläge zum (Neu)Bauen angeboten. Unter vielsagenden Namen wie: Prefab Corp, Dacha Co-oP, Estetika Ltd, Lissitzky, Ark-Stroy oder ‚The Russian Council for Retroactive Developement‘ traten, oft sogar verkleidete Protagonisten auf, die einen ‚Neo-Russia‘ Baustil verkauften. Der tschechisch/slowakische Pavillon versuchte - ganz dem Motto von Koolhaas entsprechend - eine Bestandaufnahme des Bauvolumens in den beiden Ländern über die letzten 100 Jahre. Herausgekommen ist die Tatsache, dass eigentlich - aufgrund von Kommunismus und Sozialismus - nur sogenannte Paneelbauten in den unterschiedlichsten Ausprägungen errichtet wurden. Insgesamt 2 Millionen Quadratmeter Wohnbauten! Deutschland präsentierte in dem - in der Zeit des Nationalsozialismus umgestalteten - Pavillon mit seinen viereckigen Säulen, einen Nachbau des sogenannten Kanzlerpavillions bei Bonn. Vor dem Aufgang parkte dementsprechend eine schwarze Limousine, der letzte Dienstwagen von Kanzler Kohl. Durch die Verschneidung der Tschechisch/slowakischer Pavillon © Andrea Avezzù Russland © Andrea Avezzù


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