architekturszene 37 Wer sich die Umsetzung dieser Kooperationsgemeinschaft genauer ansieht, wird jedoch Zweifel an der Effektivität der Pläne haben. Die Mitglieder der Planungsregion Ost formulieren nämlich lediglich raumplanerische Ziele ohne konkrete Instrumente zu deren Umsetzung bereitzustellen. Angesichts der Tatsache, dass die PGO keine Rechtspersönlichkeit hat, verwundert es bis dato nicht, dass diese Gemeinschaft bisher wenig zur Lösung der misslichen Lage der Außengemeinden beitragen konnte. Das Problem Speckgürtel sieht sich aber nicht nur planerischen, sondern auch politischen Hindernissen gegenüber. Nachdem die Stadt Wien inmitten eines anderen Bundeslandes gelegen ist, stellt die Suche nach städtebaulichen Lösungen oft ein Machtspiel zwischen Provinz und Großstadt dar. Der Zuwachs an Einwohnern hat nämlich vor allem für kleine Gemeinden massive finanzielle Vorteile – immerhin zieht mit jeder zusätzlichen Familie potenzielle Kaufkraft in den Ort. Aus diesem Grund ergreifen die ländlichen Regionen nur ungerne Maßnahmen, welche den Zuzug wohlhabender Bevölkerung vereiteln könnten. Auch das Fehlen einer übergeordneten Steuerung von Raumplanungsangelegenheiten der Länder erweist sich für die Entwicklung des Speckgürtels als Nachteil – weder Landeshauptleute noch die Bürgermeister wollen bezüglich dieser Aufgabe auf ihre Macht verzichten. Eine Stadt, welche das beschriebene Problem allerdings gut lösen konnte und dadurch ein positives Beispiel gelungener Kooperation darstellt, ist Hannover. Obwohl die Lage der Metropole eine große Ähnlichkeit mit der Situation Wiens aufweist, halten sich die politischen Machtspiele in jener Region in Grenzen. Der Grund hierfür ist in der Tatsache zu finden, dass der Großraum Hannover als Einheit gilt und beinahe über dieselben Kompetenzen wie ein Bundesland verfügt. Somit kann dieser übergeordnete Bestimmungen zu Raum- und Verkehrsplanung sowie auch zum Gesundheitswesen treffen. Um eine ausgewogene Vernetzung im Wiener Stadtgebiet und Umland zu gewährleisten, bedarf es einer höhergestellten Planungsinstanz. Dadurch könnte der Ausbau der Außenzone auf die Entwicklung der einzelnen Bezirke der Hauptstadt abgestimmt und in geordnete Bahnen gelenkt werden. Soll zusätzlich die Zahl der Pkw-Nutzer in Metropolen und Umland auf einem überschaubaren Level gehalten werden, müssen Experten verkehrsplanerische Anpassungen treffen. Ein Lösungsansatz wäre in diesem Fall nicht nur der Ausbau des öffentlichen Verkehrs in Richtung Wien, sondern auch eine bessere Verbindung der Gemeinden untereinander. Diesbezüglich kann sich die Raumplanung Österreichs an der Stadt Berlin ein Beispiel nehmen. Dort erfolgt die Siedlungsentwicklung in die Region lediglich an den wichtigsten Schienenachsen, sodass jeder Ort über eine Bahnverbindung verfügt. Auf diese Weise können Berufspendler jederzeit problemlos auf den öffentlichen Verkehr umsteigen. © NASA/Chris Hadfield © Schaub-Walzer © Maps.Google.com
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