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Architektur_Fachmagazin_414

architekturszene Der zerstörerische Reiz des Wiener Umlandes Wien gehört zu den am schnellsten wachsenden Metropolen in ganz Europa - in 15 Jahren wird die Bundeshauptstadt um 300.000 Einwohner ‚reicher‘ sein. Grund hierfür ist das Phänomen der Landflucht, welche bereits seit einigen Jahrzehnten für einen rapiden Anstieg Das Umland ist jedes Mal aufs Neue ein Diskussionspunkt der Wiener Stadtentwicklungspläne 36 – im STEP 2025 ist das Schaffen zusammenhängender Ortsteile dezidiert als eine der wichtigsten Visionen vermerkt. Leider hat sich der Umgang mit den Zersiedelungsproblemen Wiens in der Vergangenheit bisher als wenig effektiv erwiesen. Verantwortlich hierfür ist vordergründig die mangelnde Kooperations- und Handlungsbereitschaft der Länder. Wachsende Speckgürtel als Todesurteil für die kompakte Stadt? Insbesondere in Österreich stellen die sich ausweitenden Umlandgemeinden für größere Orte – darunter fallen neben Wien auch Graz und Linz – ein ernst zu nehmendes Problem dar. Die Substanz der Innenstädte leidet zusehends unter der steigenden Beliebtheit der Speckgürtel. Von den Auswirkungen sind hauptsächlich Lokale und Geschäfte in den inneren Bezirken betroffen. Während die Wiener Innenstadt zwar zur Ausübung des Berufes aufgesucht wird, nutzen die Bewohner der ländlichen Zone vor allem die Lokalitäten in den Außenbezirken zur Gestaltung der Freizeit. Einen zusätzlichen negativen Einfluss auf die Entwicklung nehmen Einkaufszentren wie die Shopping-City Süd. Vor allem Personen, die in den südlichen Bezirken der Stadt Wien wohnen, unternehmen oft Ausflüge in das Shoppingcenter und verbringen dort ihre Nachmittage. Auch das Verkehrsaufkommen wird durch das Wachstum der Speckgürtel negativ beeinflusst. Laut einer Studie der Statistik Austria dominiert in österreichischen Städten der öffentliche Verkehr - in Wien, Graz und Linz ziehen die Einwohner das ÖVAngebot dem eigenen PKW deutlich vor. Dieser Trend könnte wegen des Wachstums der äußeren Siedlungsgefüge bald der Vergangenheit angehören. Durch die großen räumlichen Distanzen im Umland ist die Bevölkerung gezwungen, das Auto als primäres Fortbewegungsmittel zu nutzen – alleine vom Bezirk Mödling pendeln täglich bis zu 170.000 Personen mit dem eigenen Fahrzeug in die Hauptstadt. Neben Luftverschmutzung, Lärm und Stau ist Parkplatzmangel eine Folge des hohen Verkehrsaufkommens. Wohlhabende Umlandgemeinden als attraktive Alternative zur Großstadt? Wollen Planer gegen das Problem der sich ausdehnenden Außengemeinden vorgehen, muss ermittelt werden, warum Speckgürtel als Wohnorte so beliebt sind. Mittlerweile zieht ein großer Anteil der Wiener Stadtbewohner die sogenannte Stadtflucht und somit ein „Haus im Grünen“ in Erwägung. Einen essenziellen Beweggrund stellt dabei die Tatsache dar, dass ein Einfamilienhaus heutzutage als Prestigeobjekt angesehen wird. Vor allem jungen Familien wird diese Wohnsituation als anstrebenswertes Ideal vermittelt. Nachdem Grundstücke im Wiener Stadtgebiet jedoch eher spärlich gesät und nicht für jeden erschwinglich sind, stellt die Besiedelung des Umlandes eine naheliegende Alternative dar. Als Anreiz dient vielen Personen, welche der Stadt den Rücken kehren, die Nähe zum Grünraum. Ironischerweise führt genau das Bestreben in der Natur zu wohnen erst zum Verbrauch des kostbaren Landschaftsraumes. Ein frei stehendes Einfamilienhaus mit Garten ist nicht nur eine Bauform, welche den größten Anteil an Fläche in Anspruch nimmt, sondern diese stellt auch eine gesellschaftliche Fehlinvestition dar. Bestandsgebäude werden aufgrund fehlender finanzieller Mittel nämlich selten modernisiert und können somit nicht anderweitig genutzt werden. Aufgrund jener Eigenschaften gilt das Einfamilienhaus laut Experten als verschwendete Fläche, welche obendrein Zersiedelungstendenzen begünstigt. Zersiedelung durch Kooperationen aufhalten Erste Impulse, die räumliche Entwicklung der Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland in geordnete Bahnen zu lenken, stellten Bündnisse, wie die im Jahr 1978 gegründete Planungsgemeinschaft Ost dar. der Einwohner von Städten verantwortlich ist. Doch nicht nur Metropolen, sondern auch die Umlandgemeinden von Großstädten verzeichneten aufgrund der Anziehungskraft großer Siedlungsgefüge ein massives Wachstum der Bevölkerung. Befinden sich mehrere solcher Orte im Umkreis einwohnerstarker Städte, wird diese Zone als Speckgürtel bezeichnet. Oft handelt es sich hierbei auch um die Heimat von Berufspendlern. Text: Dolores Stuttner © Schaub-Walzer


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