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Architektur Fachmagazin April, Mai 2014

53 Das übliche Schema eines Einfamilienhauses, das aus Keller, Wohnbereich und Garten besteht, wurde in diesem Fall unterbrochen: Dieses Haus hat keinen Keller. Vielmehr schwebt es auf einem Mikadowald aus Stahlstützen über dem Gelände. Das Haus ist auch kein Haus, sondern eher als ein schwarzes Hufeisen zu bezeichnen und das Gelände ist ein relativ steiler Hang im Mühlviertel in Oberösterreich. WOHNRAUM Entworfen wurde die Architektur vom Grazer Büro Hammerschmid Pachl Seebacher - Architekten (hpsa) für ein Ehepaar mit deren zweijähriger Tochter. Und das ‚über dem Erdboden schweben‘ ist keine Verrücktheit des Architekten, sondern eine sehr rationelle Überlegung: Denn die Horizontalisolierung und das Abdichten der Kellerräume gegen Grund- und Druckwasser - gerade bei einer Hanglage - gehört zu den aufwendigsten und meist auch teuersten Arbeiten beim Bau. Die Hanglage des Baugrundes legte die Lösung nahe, so errichtete man einen Holzbau auf Stützen und ließ ihn in den Himmel hinaus kragen. Das hatte zur Folge, dass die Fundamentierung der 19 Säulen um ca. 20 % billiger war als das übliche Prozedere, und das gesamte Projekt auch billiger, als eine Architektur auf der grünen Wiese. Die Bauherren forderten auf einem kleinen und steilen Grundstück - es liegt zwischen zwei sich in horizontaler Richtung erstreckenden Erschließungsstraßen - ein günstiges Wohnhaus mit maximal 130 m² Wohnfläche. Der Verzicht auf einen Keller wurde aus Kostengründen beschlossen. Betreten wird das eingeschossige Gebäude von der obereren Straße her. Der U-förmige Grundriss reagiert auf die dichte Siedlungssituation und erstreckt sich gegen Nordwesten. Links uns rechts bleibt ein minimaler Abstand zu den Nachbargrundstücken. Der von den beiden Hüften umschlossene Innenhof bietet eine sensationelle Aussicht über die hügelige Umgebung. Wohn- und Schlafräume orientieren sich um diese Terrasse, die einen sehr intimen Bereich darstellt, eine schmale Treppe ermöglicht einen Abgang zur zweiten, unterhalb liegenden Straße. Die Stahlstützen, die die Architektur aufständern, sind auf den Holzbauraster ausgerichtet. Durch die schräge Anordnung wird dieser Raster jedoch aufgelöst und es entsteht ein unregelmäßiges Erscheinungsbild - Architekt Hammerschmid erklärte es mit dem Bild Außergewöhnliche Architektur lässt sich auch mit einfachen Mitteln erzielen: Wie bei dem Einfamilienhaus im Mühlviertel, entworfen von Hammerschmid Pachl Seebacher Architekten, das ohne Keller auskommt und eine unvergleichliche u Aussicht bietet.


Architektur Fachmagazin April, Mai 2014
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