Text und an der Architektur – Friedrich Achleitner
Die Lust am Text und der Architektur
Nachruf auf einen Menschen, der uns fehlen wird
Es war die klassische Doppelbegabung: Friedrich Achleitner, der Dialektdichter und der Avantgardist der konkreten Poesie auf der einen und der Bauwissenschaftler, Architekturkritiker, Universitätsprofessor für Architekturtheorie auf der anderen Seite. Ich traf ihn manchmal bei den Veranstaltungen „Sprechen über Architektur“ in Wien, in den letzten Jahren immer seltener. Vor ca. 7 Jahren hatte ich die seltene Gelegenheit, ein ausführliches Interview, eher ein Gespräch mit ihm in seiner Wohnung, in seinem Arbeitsraum zu führen. Beeindruckend ist mir noch die Bücherwand mit allen möglichen Büchern, Grafiken und auch Erinnerungsstücken vollgestopft, im Hintergrund des Zimmers in Erinnerung. „Wohnen ist das ständige Aufräumen der Wohnung, ohne mit dem Wohnen aufzuräumen“, meinte er. Der Dichter Achleitner – als Mitglied der „Wiener Gruppe“ (Gerhard Rühm, H.C. Artmann, Konrad Bayer und Oswald Wiener) – war immer provokant, sensibel und aufmerksam: ein Sprachkünstler eben.
Aber es gab auch den Architekten Achleitner. Nach der Gewerbeschule in Salzburg (in seiner Klasse waren Holzbauer, Kurrent, Gsteu, Puchhammer) wollte er von Salzburg weg und ging nach Wien. Da konnte man mit dieser Vorbildung eben nur Architektur studieren. Nach einigen Realisationen (u.a. mit Gsteu) – erzählte er mir – habe er sich 1958 aus der Architektur zurückgezogen, weil er eigentlich immer schreiben wollte.
Achleitner hängte also die Architektur an den Nagel, verlegte sich ab 1962, da mit der Dichtung gar nichts zu verdienen war, auf die regelmäßige, Brot bringende Architekturkritik, ging ein Jahr nach Berlin, war aber schon so erfolgreich in Architekturkritik, -forschung und -lehre und in das Vorhaben des österreichischen Architekturführers verfangen, dass er nach Wien zurückkam und die nächsten 25 Jahre daran arbeitete. Nach insgesamt 15 Jahren Arbeit (nicht wie projektiert drei Jahre) war der erste Band Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Oberösterreich, endlich fertig. Dann kam der zweite Band Ostösterreich mit Kärnten, Steiermark, Burgenland und ein dreibändiges Werk über Wien. „Niederösterreich habe ich nicht mehr geschafft!“
Achleitner trennte Architektur und Literatur immer strikt: „Die Architektur ist ein Medium, das unheimlich viele Sinne anspricht und das man auch nicht beschreiben kann, obwohl ich es ein Leben lang gemacht habe. Sprache dagegen, erfindet ihre eigene Wirklichkeit!“
Friedrich Achleitner starb am 27. März 2019 in Wien.
Text:©Peter Reischer
Kategorie: News