SFC Skybridge Toronto

24. August 2016 Mehr

Gedeckte Verbindung.
SFC Skybridge / Toronto / Marman, Borins, Khamsi.

Die kanadische Stadt Toronto ist für ihre Schneestürme und das mitunter raue Klima im Winter bekannt.
Das wird sich aufgrund der Klimaveränderung in den nächsten Jahren eher verschlechtern als verbessern.

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Deshalb entwarfen die beiden in Toronto ansässigen Künstler Jennifer Marman und Daniel Borins in Zusammenarbeit mit dem in New York ansässigen Architekten James Khamsi eine witterungssichere Verbindung zwischen dem Delta Hotel und dem Metro Toronto Convention Centre: Ein geometrischer „Kasten mit einer schwarz/weißen Fassade“ verbindet nun die beiden Volumina und garantiert, dass auch im tiefsten Winter Besucher trocken von einer Seite zur anderen kommen werden. Die Verbindung überspannt eine stark befahrene Straße und eine Eisenbahnstrecke.

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Auffallend an der Brücke in Torontos Southcore Financial Centre ist die Verkleidung aus schwarz/weißen Aluminiumpaneelen – sie kreieren ein geometrisches Muster auf der Fassade. Das Muster soll an Verpacken, Verbinden und Umwickeln erinnern und so eine Metapher für die Brücke schlechthin bilden. Der Übergang heißt so wie der Bezirk: SFC Skybridge und ist Bestandteil eines Fußgängernetzwerkes, das unter der Bezeichnung PATH bekannt ist. Es ist ein großes System von – hauptsächlich – Fußgängertunnel, die den Bürgern ein Vorwärtskommen bei tiefen Temperaturen ermöglichen. Gleichzeitig ist es der Welt größter, unterirdischer Einkaufspark.

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Von außen geben die dreieckigen Glasflächen, die von den schwarzen Paneelen umrahmt sind, Blicke auf die im Inneren vorbeihastenden Menschen frei. Von innen heraus bieten sich den Passanten Ausblicke auf den vorbeibrausenden Verkehr und die Stadt. Die grafische Gestaltung der Innenwände des Überganges sind weiße, graue und schwarze Dreiecke und Trapeze – laut Künstleraussage eine „zeitgemäße Anwendung einer verwirrenden Tarnung“. Die digital entworfenen, handgemalten Wandmalereien erstrecken sich über die Wände und Decke, referieren zu den technischen Konstruktionsdetails und ermöglichen eine dynamische, multiperspektivische Erfahrung.

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Die nur von einer Säule unterstütze Brücke – die Säule ist in derselben dunklen Farbe wie die Paneele an der Brücke gestrichen – knickt in einem Winkel von 120 Grad und führt leicht ansteigend zu einem schon existierenden Teil des Convention Centers hinauf. 2012 wurde sie in Auftrag gegeben und 2015 vollendet.
Von den selben Künstlern stammen zwei weitere Interventionen im öffentlichen Raum von Toronto: Beide sind sowohl Traffic-Art wie auch kleine Landmarks und Wegweiser für mobile Benutzer des Raumes.

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Die „Water Guardians“ sind drei 6,5 Meter hohe Figuren, welche auf einem Areal von 25 x 20 Meter eine Art Wohnzimmer und kinderfreundliche Zone ausweisen. Die Skulpturen stehen als Personifikation des Wassers, als Sentinels oder Wächter der Wasserwege der Stadt da. Früher lag an dieser Stelle eine kontaminierte Industrielandschaft, deshalb gewinnen die Figuren eine doppelte Bedeutung. Als Integration zwischen Landart, Skulptur und Landschaftsgestaltung geben sie ein mahnendes Zeichen – in der Nacht beleuchtet – ab.
Und mitten im Herzen von Torontos Vergnügungsbezirk steht die „Speech Bubble“. Sie ist 4,5 x 4,5 Meter groß, besteht aus Metall, Farbe und einem Videomonitor. Aufgeständert auf einem umgedrehten Dreieck, das den Hals der Sprechblase bildet, wird der Bildschirm zum Bestandteil der animierten Skulptur. Er gibt abstrahierte Videos der beiden Künstler wieder, als ironischer Kommentar zu Gesagtem und Ungesagtem.

Water Guardians

SFC Skybridge
Toronto, Kanada
Bauherr: GWL Realty Corp, bcIMC
Planung: Jennifer Marman, Daniel Borins, James Khamsi
Statik: C2M Hil
Planungsbeginn: 2012
Fertigstellung: 2015

Fotos: ©Andrew Rowat
Text: Peter Reischer

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Kategorie: News