Hülle oder Raum?
Die „Confederation of Employers of Albacete“ (FEDA) ist eine Non-Profit-Organisation zur Unterstützung von Geschäftsbeziehungen in der gleichnamigen Provinz in Spanien. Sie beschloss, sämtliche über die Region verteilten Teilorganisationen in einem Hauptquartier zusammenzuführen. Den Auftrag für den Bau erhielten die COR ASOCIADOS ARQUITECTOS, Miguel Rodenas + Jesús Olivares. FEDA besitzt ein hohes Renommee in der Stadt Albacete und die neue Architektur befindet sich an einem neuralgischen Punkt zwischen einem Industriegebiet und dem Stadtzentrum.
Die Architekten gingen bei ihrem Entwurf von der „unbestimmten Grenze“ und einem „Flimmern“ der Architektur aus. Sie hatten die Absicht, den Körper mit einem Schleier, der das Bild zum „Verschwimmen“ bringen sollte, zu überziehen. Der Körper sollte auf die unterschiedlichen Wettersituationen und Bewegungen der Nutzer oder Passanten mit unterschiedlichen Gradationen von Helligkeiten und Texturen reagieren können.
Wenn man von außen nach innen blickt, so wirkt diese, vorgespannte zweite Haut der Architektur stofflich, dick und voller Schattierungen. Und gleichzeitig erscheint sie als distanziertes, undefiniertes Objekt, welches dem Beobachter keinerlei sichere Referenz gibt. Sie scheint keine feste Verbindung zum Körper zu haben und quasi nur ein Bild einer Erinnerung zu sein. Im Gegenzug antwortet das Gebäude auf Bewegungen, indem es verschiedene Schimmer und changierende Wahrnehmungen erzeugt.
Die zweite Haut stellt einen Raum mit konstanter Form und ohne Maßstabveränderung dar. Genau wie die „innere“, echte Fassade, welche durch ihre Fensteröffnungen die Möglichkeit bietet, die Architektur (geistig) zu dekonstruieren (also Räume im Inneren zu erkennen oder zu vermuten). Die Fenster sind relativ groß, gemessen an menschlichen Proportionen, und so stellt das Auge automatisch eine Beziehung zu den kleinen Gitterlöchern der Polymerstruktur her, wird aber sofort gestört durch die zwei Ebenen. Von innen betrachtet, scheint das Fassadensystem die Grenzen der Architektur aufzublasen. Es sind die beiden Pole, das strenge und klare Volumen und die verwischende Haut davor, die das Ganze unstet und delikat erscheinen lassen. All das ruft im Betrachter das leichte Gefühl einer Befremdung beim Betrachten dieser diffusen Landmark hervor.
Fotos: ©David Frutos