Die Baustelle als Ort der Kunst
Mit einer Multimedia-Installation in 3 Akten der Künstler Amir Fattal (Israel/Berlin), Emil Goodman (Budapest) und des Kollektivs Mari Cantu, Gaspar Battha und Panni Néder setzt die BUILDINGSCAPE BERLIN während des Gallery Weekends Berlin 2015 an zwei Abenden einen künstlerisch und technisch innovativen Akzent im öffentlichen Raum. Vorgestellt werden drei neue Videoarbeiten, die am Freitag, den 1. Mai (20minütiger Loop zwischen 21-24 Uhr), und Samstag, den 2. Mai (Loop zwischen 21 – 24 Uhr), auf der Baustelle des zukünftigen Palais Varnhagen in der Französische Straße 56 – 60 in unmittelbarer Nähe des Gendarmenmarktes zu sehen sein werden.
1. und 2. Mai (20minütiger Loop zwischen 21-24 Uhr)
Palais Varnhagen (Architekt: David Chipperfield), Französische Straße 56-60, Berlin-Mitte
Eine Veranstaltung von Artprojekt in Kooperation mit BuildingScape
ATARA von Amir Fattal
Die Videoinstallation ATARA von Amir Fattal greift auf radikale Weise die Themen Kunst, deutsche Geschichte, Architektur, Raum und Zeit auf. Amir Fattal beschäftigt sich mit den verschiedenen Schichten des Konzepts der Auferstehung und Schöpfung im Rahmen der deutschen Geschichte, eine politisch und zugleich ästhetisch subtile Arbeit. Er verwendet dafür Elemente von Richard Wagners Oper TRISTAN UND ISOLDE, indem er das Liebestod-Lied von hinten nach vorn notiert sowie Bilder aus der Berliner Stadtschloss-Werkstatt, die an der Fassade des neuen Stadtschlosses arbeiten. Fattal kehrt die historische Erzählung von Schöpfung und Zerstörung anhand zweier ehemaliger Gebäude Berlins um: Das Berliner Stadtschloss und der Palast der Republik. Wieder einmal setzt sich der Wahlberliner damit auseinander, wie sich Gesellschaften mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, was Erinnern bedeutet und wie Geschichte sich verändert.
Der israelische Konzeptkünstler Amir Fattal, der über New York nach Berlin kam, studierte an der UdK Berlin bei Hito Steyerl, Stan Douglas und Katharina Sieverding (Abschluss als Meisterschüler bei Sieverding). 2008 wurde er mit dem renommierten GASAG Kunstpreis ausgezeichnet. Zu seinen letzten Ausstellungsstationen zählen u.a. MONUMENTUM Berlin (zusammen mit Kader Attia, kuratiert von David Eliott), das Künstlerhaus Bethanien (From the End to the Beginning, 2014), der Nassauische Kunstverein Wiesbaden (Hausbesetzung 2014), die Moscow International Biennale (2012), das Georg Kolbe Museum und der NGBK Berlin (2011) sowie das Fotomuseum Winterthur. International waren seine Arbeiten u.a. zu sehen in New York, Tel Aviv und London. Im Sommer 2015 wird Fattal auf der Volta in Basel vertreten sein. Amir Fattals Monographie Shadows Of Smoke Rings On The Wall, u.a. mit Beiträgen von Heinz Stahlhut und Ludwig Seyfahrt, erschien 2013 im Berliner Kunstbuchverlag Dickersbach.
HENRY WALTZ von Emil Goodman
Auf den Brandschutzwänden des Palais Varnhagen wird außerdem eine Sequenz des Animationsfilms von Emil Goodman HENRY WALTZ gezeigt, welcher das Thema Salonleben in die Zukunft Berlins transferiert. Goodman kreiert eine retro-futuristische Welt, verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und überdenkt das Konzept von Schatten und dessen Bedeutung. HENRY WALTZ ist eine transmedial, hybride Montage-Live-Aktion, die sich Bestandteile der Animation und Fotografie bedient.
Bereits während seines Studiums an der Moholy-Nagy-University in Ungarn schuf Emil Goodman einige der besten Musikvideos Budapests und konzipierte Filme für MTV, Coca-Cola und Unicef.
AN EVENING AT VARNHAGENS von Gaspar Battha, Panni Néder und Mari Cantu
AN EVENING AT VARNHAGENS ist ein architektur-spezifisches Videomapping, dass das Leben und die Atmosphäre von Berlins berühmtesten Kunst- und Literatursalon, dem Salon der jüdisch-deutschen Rahel Varnhagen im 18. und 19. Jh., auferstehen lässt. Die Projektion von Panni Néder, Mari Cantu und Gaspar Battha nutzt und transformiert das klassische Schattenspiel, um eine Illusion des noch nicht bestehenden Palais Varnhagens zu erzeugen und die Zuschauer in Rahel Varnhagens Salon zu entführen. Das Publikum wird Teil eines Abends mit Louis Ferdinand of Prussia, Friedrich Schlegel, Heinrich Heine, Tieck, Jean-Paul, Rossini und Paganini. Das Videomapping ist eine Hommage an Rahel Varnhagen, die für die Emanzipation der Juden und Frauen steht.
Mari Cantu arbeitet als Regisseurin, Dozentin und Cutterin unter anderem für ARTE. Gaspar Battha, Meisterschüler von Joachim Sauter an der UdK, arbeitet im Bereich visuelles Design, interaktives Design, Videomapping. Seine Arbeiten wurden in New York, Berlin, Budapest und Wien ausgestellt. Panni Néder ist Absolventin der renommierten Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin und arbeitet als Theaterregisseurin und Schauspielerin. Ihre Produktionen wurden u.a. im HAU Berlin gezeigt.
Das Videomapping im historischen Zentrum Berlins zum Gallery Weekend Berlin 2015 ist eine Bauherrn-Initiative der Artprojekt Entwicklungsgesellschaft für das Palais Varnhagen (Architekt: David Chipperfield). Es wird realisiert in Kooperation mit der neuen Multimedia- und Technologie-Agentur BuildingScape.
BuildingScape begleitet besondere Bauvorhaben in Europa mit künstlerischen und interaktiven Urban Media-Konzepten in der Planungs- und Bauphase. Baustellen werden so zu temporären Orten der Kunst, an denen innovative multimediale Ideen für den urbanen Raum realisiert werden können. BuildingScape wird geleitet von Thomas Hölzel (Managing Director), Can Togay (Creative Direktor) und dem Künstler David Szauder (Art Director).
Kategorie: News, Veranstaltungen