Station ohne Stromleitungen
Stromleitungen auf Fotos sind nicht nur für Architekturfotografen ärgerlich. Auch der freien Aussicht auf die Umgebung des städtischen Kontextes sind sie nicht gerade zuträglich. Die erste Busstation ohne störende Leitungen, gänzlich autonom, „off the grid“ und selbstversorgend wurde nun in Tilburg, Holland eröffnet. Entworfen und gestaltet haben sie die cepezed architects.
Dieselben Architekten hatten auch in der Stadt die Renovierung des Bahnhofes und den Entwurf eines neuen Fahrradparkplatzes übernommen. Die Busstation ist Teil einer groß angelegten Revitalisierung des öffentlichen Transportnetzes der Stadt und sehr gut in den Umraum integriert. Sie sorgt für den Komfort der Benutzer und einen angenehmen Reiseverlauf, liegt westlich des Bahnhofes ungefähr dort, wo früher auch die Station war.
Die Konstruktion beruht auf einer Serie von sehr dünnen Säulen mit einer minimalistischen Überdachung zur Beschattung und als Regenschutz. Sie formt eine dreieckige Rundstrecke mit einer Länge, von über 160 Metern samt einem offenen Raum in ihrer Mitte. Die Parkplätze für die Busse befinden sich an ihrer Außenseite: sechs zum Einsteigen und einer zum Aussteigen. Die Überdachung erstreckt sich von 14 bis 30 Metern in die Breite und hat einige gezackte Stellen in der sonst runden Kontur. Diese Elemente sind eine Referenz an das eher wuchtige Erscheinungsbild des Bahnhofes im Hintergrund und fügen die Station in den Kontext ein. Die Überdachung bietet Schutz zum Ein- und Aussteigen und ihre Stahlkonstruktion ist mit einer ETFE-Folie überspannt. Die Beleuchtung liegt oberhalb, auf der Folie und ergibt so ein gleichmäßig, diffuses Licht darunter. Bei Tag sorgt sie für Schatten, in der Nacht wird sie zu einem leuchtenden Baldachin und vermittelt den Reisenden ein Gefühl der Sicherheit.
250 Quadratmeter Solarpaneele liegen auf dieser Dachfläche. Sie erzeugen genügend Energie für sämtliche Funktionen der Station, einschließlich der Beleuchtung, der digitalen Anzeigen, auch für die Fahrerkantine und den Informationsschalter. Alle Details sind gut überlegt und auch für die Zukunft gerichtet. So kann zum Beispiel sehr leicht eine zusätzliche Verkabelung für das Laden von Elektrobussen eingezogen werden und die metallenen Sitzbänke sind beheizbar.
Fotos: cepezed | Lucas van der Wee
Text: Peter Reischer
Kategorie: Projekte