Schlicht, zeitlos und lebendig
Der Weinort Auersthal im Weinviertel ist durch eine weitgehend geschlossene Bebauung im Ortskern, eine schöne Kellergasse und ein sanft hügeliges Umfeld geprägt. Am Rande des Ortsgebietes überlebte ein für die Gegend typischer, aber leider desolater Stadel. Familie Dölliger Tsao wollte den Stadl unbedingt erhalten, und für Wohnzwecke adaptieren. Leider war der Geasmtzustand nicht sanierungsfähig.
Anstelle des alten Stadels schuf Architekt Rührschopf ein Wohnhaus in der Erscheinung des ursprünglichen landwirtschaftlichen Gebäudes – aber in zeitgemäßer Ausprägung. Es integriert sich harmonisch in die gewachsene Häuserzeile und ist mit dem Elternhaus verbunden – das neue Zuhause der Familie Döllinger ist also in mehrfacher Hinsicht ein „zu-haus“ und strahlt eine wohltuende Schlichtheit aus, wie sie im Weinviertel jahrhundertelang üblich war und dadurch auch die Kulturlandschaft geprägt hat. Klares Ziel war es, die Wohnbereiche selbst an trüben Tagen ausreichend mit Tageslicht zu versorgen. Die Belichtung erfolgt aber nicht nur durch großflächige, südseitige Vertikalverglasungen, sondern auch durch ein gekonnt platziertes, geneigtes Oberlichtband und Dachflächenfenster. Durch diese gezielte Nutzung des Zenitlichtes dringt das Licht durch das Galeriegeschoss sogar bis in die hinteren Bereiche des Erdgeschosses und sorgt so für eine ausbalancierte Belichtung.
Der Tageslicht-Quotient (D) wird in vielen Ländern als gängige und einfache Messmethode für den Tageslicht-Einsatz verwendet. Er gibt an, wie viel % des außen verfügbaren Tageslichts bei bedecktem Himmel auf einer Innenfläche in der Höhe von 85 cm über dem Fußboden auftreffen. Je höher dieser Quotient, desto mehr Tageslicht ist im Raum vorhanden. Räume mit einem Tageslicht-Quotienten von durchschnittlich 2 % und mehr gelten als adäquat mit Tageslicht versorgt. Ein Raum oder ein Bereich wird als wirklich hell empfunden, wenn der Tageslicht-Quotient durchschnittlich 5 % und mehr beträgt. Die Auswertung des Tageslicht-Quotienten im „zu-haus“ zeigt einen durchschnittlichen Wert von 6,6 % bzw. 8,3 % im Aufenthaltsbereich des Dachgeschosses. Das klingt recht bescheiden, ist aber in der Tat ausgesprochen hoch: Die DIN 5034-4 empfiehlt einen Tageslicht-Quotienten von mindestens 0,95 % in der Raummitte.
Der Architekt hat das Gebäude in der Entwurfsphase schon dahingehend geplant, dass durch Fassadenfenster und Dachflächenfenster die erforderlichen Zu- und Abluftöffnungen für eine Fensterlüftung ideal positioniert sind. Bei diesem Projekt kann daher die Antriebslüftung („Kamineffekt“) – ohne Energieeinsatz – perfekt genützt werden. Die Raumluftqualität wies durchwegs eine CO2-Konzentration von weit unter 1.000 ppm auf. Dies entspricht gemäß Definition der ÖNORM EN 13779 einer „speziellen bis hohen Raumluftqualität“. Auch im Sommerbetrieb hat sich das Natural Ventilative Cooling mit sehr ausgeglichenen und angenehmen Temperaturen bewährt.
In der Heizungsperiode und in der Übergangszeit signalisieren in mehreren Bereichen angebrachte CO2-Fühler den elektrisch betriebenen Fenstern, wann diese automatisch zu öffnen sind. Im Hochsommer werden die CO2-Fühler einfach ausgeschaltet und auf „Natural Ventilative Cooling“ umgeschaltet. Hier macht man sich ein einfaches physikalisches Prinzip zunutze: Nachtkühlung durch gezieltes Lüften. Unabhängig von der Anwesenheit der Bewohner öffnen die Fenster mittels integrierter Zeitschaltuhr automatisch ab 22.00 und bleiben bis 07.30 Uhr geöffnet. Danach schließen die Fenster wieder selbsttätig. Mit Natural Ventilative Cooling kühlen die unter Tag aufgewärmten Bauteile in den Nachtstunden wieder ab. Diese gezielte Art der Fensterlüftung kommt ohne Energieaufwand aus und stellt somit ein passives Kühlsystem und einen wesentlichen Beitrag für ein angenehmes Raumklima im Sommer dar.
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