Neue Galerie für Möbel in Brünn
Ein ehemaliger PKW-Showroom am Rande einer Wohnsiedlung in Brünn macht nun mit einer aufsehenerregenden Fassadengestaltung auf sich und seine neue Nutzung aufmerksam. Eine Installation von 900 schwarzen Kunststoffstühlen dient als vorgehängte Fassade und als weithin sichtbare Bannerwerbung für die neuen Mieter MY-DVA.
Die Wohnsiedlung Vinohrady entstand in der ersten Hälfte der 1980er Jahre. Gemeinsam mit einer Reihe von Gewerbegebäuden wurde hier, entlang der vierspurigen Žarošická-Straße, Mitte der 1990er Jahre ein Schauraum für PKWs errichtet. Dieser war jedoch nach gut zwanzig Jahren sowohl in technischer als auch in formaler Hinsicht nicht mehr zeitgemäß und auch als Schauraum für MY-DVA nur bedingt geeignet.
Die MY-DVA-Gruppe gehört zu den führenden tschechischen Produzenten und Lieferanten von Büro-, Schul- und Metallmöbeln, konzentriert sich auf Realisierungen von kommerziellen und pädagogischen Innenräumen, setzt aber auch regelmäßig einige atypische Konzepte um. Diesem Leistungsspektrum sollte der angemietete Standort nun mit einem umfassenden, jedoch kostengünstigen Refurbishment gerecht werden. Die Aufgabe war: „Macht es billig, idealerweise kostenlos“, erinnern sich die mit der Umsetzung beauftragten Architekten Ondrej Chybik und Michal Kristof.
Auf der Suche nach einer Material- und Formensprache, die zum einen die Qualität und hohe Belastbarkeit der ausgestellten Produkte kommuniziert, und dem Unternehmen zum anderen möglichst wenig Kosten verursacht, fiel die Wahl auf ein Produkt, das von MY-DVA selbst vertrieben wird.
„Was wir verwendet haben, ist die Grundform des Innenstuhls Vicenza, den der Lieferant regelmäßig liefert. In diesem Fall haben wir jedoch schwarzes Granulat für den Außenbereich verwendet, weil dieses gegen verschiedene Wetterbedingungen, insbesondere UV-Licht, resistent ist“, so die Architekten. Die Investitionskosten pro Stuhl liegen bei rund 80 Kronen, also etwa 3 Euro. Die einzelnen Sitze sind über eine Stahlkonstruktion an der Fassade befestigt und können im Fall einer mechanischen Beschädigung einzeln ausgewechselt werden. Die Reinigung ist mittels Hochdruckreiniger ein- oder zweimal pro Jahr auch denkbar einfach.
Der Innenraum wurde für die neue Nutzung weitgehend entkernt und neu definiert. Im hinteren Bereich und entlang der Außenwände befinden sich Lagerräume, technische und sanitäre Einrichtungen sowie die Büros der Mitarbeiter, die dank weißer Wände, grauer Teppiche und viel Tageslicht ein helles, klar strukturiertes Ambiente bieten.
Im vorderen Teil des Gebäudes wurde durch die Erweiterung der ehemaligen Eingangshalle ein großzügiger Schauraum geschaffen. Weißer Estrich als einheitliche Bodengestaltung, Sichtbetonplatten und sichtbare Verdrahtung für die Deckengestaltung unterstreichen den Halleneindruck des Raumes. In diesen sind drei kreisförmige Galerien eingebettet, die die einzelnen Segmente der Produktion – Schulmöbel, Büromöbel und Designstücke – darstellen. Die kreisförmigen Ausschnitte werden durch raumhohe, weiße Textilvorhänge abgegrenzt und können so je nach Bedarf ganz oder teilweise geöffnet werden. Im Inneren der Aussparungen sind der Bodenbelag, die Leuchtkörper und selbst die Farbe des Lichts auf die jeweilige Umgebung abgestimmt, für die die Möbel bestimmt sind. Die Zwischenräume können mit verschiedenen Produkten oder Kunstwerken bestückt, als Gemeinschaftsraum für die Angestellten oder für Events mit Kunden genutzt werden. Der ganze Raum arbeitet somit nach dem Prinzip einer Galerie, die nach den tatsächlichen Bedürfnissen leicht angepasst werden kann.
Fotos: ©Lukas Pelech
Text: ©Heidrun Schwinger
Kategorie: Projekte