La Cornette – yh2 Yiacouvakis Hamelin architects

26. Mai 2011 Mehr

La Cornette - yh2_Yiacouvakis Hamelin architects

Ein Spielplatz für Kinder und Erwachsene, eine Ferienkolonie irgendwo am Land, in der Natur – das ist die richtige Beschreibung für La Cornette.  La Cornette steht in Quebec, einer kanadischen Stadt, und ist von yh2 Yiacouvakis Hamelin architects entworfen. Die Architektur ist ein Ausdruck des derzeitigen „natürlich zeitgemäßen Lebensstiles inmitten einer Landschaft mit nachhaltiger Bewirtschaftung“.

Das Gebäude ist beides, sehr traditionell in der Morphologie und innovativ in der Verwendung von Materialien. Auf dem Rücken eines schmalen Hügels gebaut, etwas hinter der Anhöhe versteckt, ist es ein „Landhaus“, das im Einklang mit der es umgebenden Natur steht. Unter dem steil ansteigenden, weit auskragenden Dach, das Ähnlichkeiten mit der Tracht einer Nonne hat, befindet sich ein geräumiges – etwas ungewöhnliches – Wohnmodell. Es ist vom System der alten Häuser in Quebec mit ihren großen Familien und deren Angehörigen inspiriert. Denn in Quebec ist es Tradition, dass man zu Feiern die ganze Großfamilie mit sämtlichen Verwandten in das eigene Haus einlädt. Und das ist hier auch möglich.

Miteigentümerschaft als Modell der ökonomischen Nutzung

Als Antwort auf die Probleme der Nutzung eines Feriendomizils, das die meiste Zeit im Jahr leer steht, aber dennoch erhalten werden muss, wurde hier ein Modell der Gemeinsamkeit zweier Nutzer realisiert. Das Zweithaus als ein verantwortungsvoller Gebrauch der gebauten Umwelt. Als Haus für sowohl Familienfeiern wie auch Urlaub entworfen, bietet es Platz für eine oder zwei oder auch beide Familien (mit zwei bzw. drei Kindern) zusammen. Es gibt genug Raum für Gemeinsamkeit aber auch abgetrennte Bereiche für den persönlichen Freiraum. Das Gebäude antwortet je nach Bedarf auf die Anforderungen der Bewohner.

Energiesparender Bau

La Cornette ist fast auf der Spitze des kleinen Hügels errichtet und durch einen Pinienbestand an seiner Rückseite vor dem kalten Nordwind geschützt. Das Haus ist in Südwest-Nordost-Richtung orientiert. An der Südostseite filtern die sehr schmalen Fensterbänder die Sonneneinstrahlung wie eine gigantische Kühlerjalousie. Auf der Südwestseite, an der sich eine kleine Lichtung zu den Nachbarfeldern hin öffnet, wirkt das riesige v-förmige Dach wie ein Sonnenschirm und schützt das Haus vor der starken Sommersonne. Dieses weit ausladende und vorspringende Dach ist eine Konstruktion, die komplett aus Holz gemacht ist, es schützt vor Regen und Sonne und vermittelt diesen traditionellen und doch auch ungewöhnlichen Eindruck. Es verhindert nicht nur im Sommer den Sonneneintrag, im Winter lässt es die tiefer stehende Sonne durch die 100%-Glasfassade ins Haus eindringen. Die durchschnittlich aus der Sonne gewonnene Wärme ermöglicht es, dass man an kalten (bis zu –25 Grad) aber sonnigen Tagen das Haus über ein Drittel der Tageszeit nicht beheizen muss. In La Cornette ist es auch dadurch, dass sich seine Fenster an allen vier Seiten komplett öffnen lassen, möglich, die warmen Südwinde durch das Gebäude strömen zu lassen. So wird eine natürliche Zirkulation und Lüftung gewährleistet, und man braucht keine Klimaanlage, nicht einmal in extremen Hitzeperioden.

Holz und Nachhaltigkeit

Einer örtlichen Tradition folgend wurde bei La Cornette Holz als Baumaterial bevorzugt. Holz ist natürlich, vorhanden, erneuerbar und ein ausgezeichneter CO2-Speicher.
Holz wurde für beides, sowohl die konstruktiven Elemente als auch die fertigen Oberflächen verwendet. Entweder pur oder in einer Mischung von Holzfasern und Zement bei den außen verwendeten Abdeckplatten. Tragende Wände sind ebenso aus Holz wie die Decken und Fußböden. Die größte Herausforderung bei der Konstruktion des Gebäudes war, das Dach so zu konstruieren, dass es sturmbeständig ist. Daraus entstand der übertriebene Vorsprung, die Auskragung, die aber dem Abheben durch den Windsog statisch entgegenwirkt. Es ist komplett aus dünnen, leichten Holzbauteilen gefertigt, und so war es möglich, das gesamte Gebäude ohne Einsatz schwerer Maschinen nur in Handarbeit zu errichten.
Die Außenseite ist mit dünnen Faserzementplatten (Zellulose und Zement) verkleidet, sowohl an den Wänden wie auch am Dach. Dieses einfache System, das absolut witterungsbeständig ist, braucht keine Pflege und Betreuung und ist so ideal für einen Zweitwohnsitz geeignet.
In den Innenräumen wurde auch viel in Holz verwendet, entweder natur oder lackiert in Platten und Brettern: Böden aus Douglasienholz, Wände aus weiß gestrichenen Pinienbrettern (typisch für die Häuser in Quebec), Decken und Wände in Gemeinschaftsräumen sind mit Akustikplatten (Holzfaser und Zement) verkleidet. Es wurde kein Gips oder Ähnliches verwendet, weshalb auch in langen Perioden der Abwesenheit der Bewohner, keine Gefahr von Feuchteschäden besteht. Die Möbel sind fast ausschließlich Maßanfertigungen aus Holz. Eine Reihe von ungewöhnlichen Schlafplätzen ist auch ein Ausdruck der regionalen Tradition der großen Familienfeste.

Die Anti-Maschine zum Leben

La Cornette demonstriert das Gegenteil einer Verwendung der modernsten, neuesten Bautechnologien. Es ist eigentlich eher Lowtech. Hier wurde von Anfang an darauf geachtet, natürliche Materialien zu verwenden, um ein gesundes Haus zu bauen und gleichzeitig den Eingriff und die Zerstörung der Natur so klein wie möglich zu halten. Ein Haus, weit weg von der Welt der Maschinen.

Ferienwohnhaus für 2 Familien

Quebec, Kanada

Bauherr: Hamelin, Yiacouvakis, Belanger, Chevalier
Planung: yh2_Yiacouvakis Hamelin architects
Mitarbeiter: Emmanuel Yiacouvakis
Statik: Rafik Matta
Grundstücksfläche: 2.690.000 m²
Bebaute Fläche: 280 m²
Nutzfläche: 280 m²
Planungsbeginn: 2005
Fertigstellung: 2010

Von einem mächtigen, weit auskragenden Dach – im wahrsten Sinn des Wortes – bedeckt, steht La Cornette auf einem kleinen Hügel mitten in der Landschaft. Die Architektur erinnert mit dem v-förmigen Dach an die Tracht einer Nonne. Sie ist fast vollständig aus Holz gefertigt und ein Beispiel für nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen. Und auch für das Zusammenspiel mit der Natur und der Landschaft – das Gebäude kommt Sommer und Winter fast ohne Zusatzheizung und Klimaanlage aus.

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Kategorie: Projekte