Kunstatelier in der Scheune

4. April 2022 Mehr

Vor der malerischen Kulisse des Breiðafjörður Naturreservats an der Westküste Islands hauchte Studio Bua einem heruntergekommenen Bau neues Leben ein. Dieser gehört zu einem einsamen Gehöft, welches die Bauherrin sukzessive revitalisieren möchte. Die Planer entwickelten dafür ein spannendes Konzept: Sie ergänzten die Ruinen zeitgemäß und komplettierten mit dem Atelier und Ferienhaus den ersten Teil des Sanierungsprojekts.

 

 

Mit Blick auf den breiten Breiðafjörður-Fjord befindet sich das ländliche Ensemble im isländischen Skarðsströnd zwischen dem Hlöðuberg und dem Meer weitab von jeglicher Zivilisation. Von der ehemaligen Scheune waren nicht mehr als das verfallene Gemäuer und ein einfaches Wellblechdach übrig. Die Betonmauern sollten – zusammen mit dem Charakter des Objekts – erhalten bleiben. Während die stabilen Wände im einst überdachten Teil als Fundament für das neue Haus dienen, blieb die fragile Umgrenzung im vorderen Bereich unberührt und fasst nun einen Innenhof mit Platz für Gemüse und andere Pflanzen ein.

 

 

Zwischen die alten Grundmauern setzten die Architekten ein neues Volumen in Holzbauweise, das aussieht, als hätte man es von oben in die ehemalige Scheune hineingeschoben. Mit seinem Satteldach erweitert dieses den Bestand um ein weiteres Stockwerk und folgt gleichzeitig den ursprünglichen Konturen. Außen ist die leichte Holzrahmenkonstruktion mit Aluzink-Blech verkleidet. Das industrielle Material sorgt nicht nur für einen spannenden Kontrast inmitten der Naturlandschaft, sondern schützt auch vor der rauen Witterung. Bodenplatten aus Beton dienen der Aussteifung und bilden die Basis des Ferienhauses.

 

 

Im Inneren organisieren sich die Räume rund um zwei doppelgeschossige Bereiche. Diese befinden sich an beiden Querseiten und bringen Licht und Luft in das große Atelier und den Treppenraum. Zwischen den galerieartigen Räumen befindet sich im unteren Niveau eine Küche mit Essbereich. Im oberen Stock sind ein offener Wohnraum sowie Bad und Schlafzimmer untergebracht. Besonderen Fokus legten die Planer im ganzen Haus auf die minimalistische Materialpalette. Neben maßgeschneiderten Einbauten aus Birkenholz und Sichtbetonböden ließen sie sich von den umliegenden Wiesen und dem Ausblick in die unberührte Natur inspirieren und verwendeten dezente, gedeckte Farben. Auf Nachhaltigkeit wurde ebenfalls geachtet: Neben einem effizienten Energiekonzept mit Wärmepumpe, treffen auch bei der Inneneinrichtung Vergangenheit und Gegenwart aufeinander – hier in Form von neuen Möbeln und recycelten Elementen.

 

 

Text: Edina Obermoser
Fotos: Marino Thorlacius

 

Kategorie: Projekte