Kirche Mexico City – Javier Sordo Madaleno Bringas
Eine Kirche zu entwerfen bedeutet nicht nur, den ästhetischen Aspekt und die offensichtlich religiöse Symbolik wie den Kirchturm zu berücksichtigen. Es bedeutet auch ein Herantasten an die mystischen Inhalte der Religion, eine Kirche muss auch die Gefühle und Bedürfnisse der Menschen die sie benutzen werden, berücksichtigen. Sie soll eine lebendige, vitale Botschaft der Liturgie sein.
Die San-Josemaria-Kirche und das Santa-Fe-Gemeinschafts-/Kulturzentrum liegen im Westen von Mexico City. Ein Gebiet, das vom Wiederaufbau geprägt ist, und somit wird durch diese Architektur ein Zeichen und Identitätssymbol für die dortige Bevölkerung geschaffen. Der Architekt Javier Sordo Madaleno Bringas entwickelte den Entwurf aus dem christlichen Symbol des Fisches. Die Kurven und Linien dieses Zeichens finden sich sowohl in der Geometrie des Grundrisses wie auch in der bemerkenswerten Form der Kirche selbst.
Der Sakralbau steht auf einem pyramidenförmigen Tempelberg, und die Grundrisslinien des Kirchenschiffes setzen sich in den tiefer gelegenen, seitlichen Räumen des Kultur- und Pfarrzentrums fort.
Der Innenraum, der Altarraum, wird durch die zwei gekrümmten Außenwände geprägt. Diese Krümmung versetzt das Raumvolumen in eine ständige Schwingung und Vibration. Da die beiden Wandscheiben in ihrem Scheitelpunkt nicht zusammenstoßen, sondern einen durchgehenden Spalt offenlassen, bewirkt das eindringende Tageslicht interessante optische Effekte an den Wänden und am Boden – ein Lichtstreifen, der sich durch den Raum zieht und am, beziehungsweise hinter dem Altar endet.
Die Innenseiten des Versammlungsraumes sind mit Ahornbrettern verkleidet und schaffen eine warme, noble Atmosphäre. Außerdem war es so möglich, ohne Schwierigkeiten die kurvigen Flächen zu verkleiden. Außen sind die Wände mit Zinkplatten verkleidet. Die Anordnung der Platten betont die Krümmung der Wände und schafft zusammen mit dem Lauf der Sonne eine Textur aus Licht- und Schatteneffekten.
Die Zinkplatten tragen durch ihre Leichtigkeit, Dauerhaftigkeit und Flexibilität auch zur Dämmung des Schalles bei, der vom umgebenden Stadtraum kommt. Im Innenraum wird der Schall eher im hinteren und im oberen Teil des Schiffes gebrochen und gedämmt – so werden Echo und Widerhall vermieden.
Die Seitenteile des Altars wurden reflektierend gestaltet, um eine bessere Akustik für das Publikum zu gewährleisten. Die Lautsprecher sind so angeordnet, dass sie sowohl fürs Auge eine optische wie auch fürs Ohr eine akustische Verbindung zum Ursprung des Tones ermöglichen.
Die Herausforderung begann eigentlich schon mit der Wahl des Grundstückes für die Errichtung dieser Kirche. Es war ein Ort, der als städtische Mülldeponie benutzt worden war, und nachdem er „recycelt“ war, stellte sich heraus, dass der Boden keinerlei Tragfähigkeit besaß. Deshalb wurde für die Fundamentierung der Kirche eine zweigeleisige Lösung gewählt: kreisförmig angeordnete Pfahlfundamente als Unterstützung für die tragenden Säulen und eine Fundamentplatte, die als Zwischengeschoß fungiert, um die Lastabtragung auf den nicht tragfähigen Erdboden zu vermeiden.
Die Konstruktion der Kirche wurde durch Stahlsäulen, die in den zwei nicht orthogonalen Richtungen zueinander stehen, gelöst. Sie bilden vier Platten, die wiederum eine Schachtel formen, die in alle Richtungen die gleichen Kräfte von Erdbeben- und Windlasten aufnimmt. Die Fundamente selbst bestehen aus Stahlbeton.
Aufgrund der Form und der konzentrischen Anordnung der Grundrisse wurde das Raumprogramm auf zwei Ebenen verteilt. In der oberen Ebene befindet sich die eigentliche Kirche. Ihr Eingang ist durch die zwei gekrümmten Außenwände definiert. Diese Wandscheiben und der Lichtstreifen des Oberlichts, das sich über dem Altar zu einem Kreuz erweitert, leiten den Besucher in das Kirchenschiff bis nach vorne zum Allerheiligsten.
Seitlich vom Hauptraum befindet sich – durch automatische Türen abgeschlossen – eine große Aula, die als Versammlungsraum dient.
Im Untergeschoß befinden sich die Räume der Pfarrgemeinde, Büros, Cafeteria und Bibliothek, ein Versammlungszentrum und eine Kapelle, die genau unter dem Allerheiligsten der Kirche liegt und der Jungfrau von Guadalupe gewidmet ist. Auch ihr Innenraum ist von gekrümmten Wänden geprägt, bemerkenswert ist die fast mystisch wirkende Lichtführung, die sich auf einen Punkt hinter dem Altar konzentriert.
In der Fortsetzung des Konzeptes der zwei Wände sind auch die Räume der Krypta zweigeteilt: Der eine Teil ist für die Rezitation des Rosenkranzes vorgesehen: Diese findet in vier Bereichen in von Alabasterleuchten erhellten Nischen statt. Der zweite Bereich ist der Erscheinung der Jungfrau gewidmet.
Letztlich befinden sich noch auf derselben Ebene, mit einem sehr versteckten Zugang erschlossen, die Räume für die Priester. Sie erstrecken sich über zwei miteinander verbundene Ebenen und haben alle einen Zugang zum Gartenbereich.
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