Energieproduktion – MCE Astoria Produktion

14. November 2019 Mehr

Energieproduktion – MCE Astoria Produktion

MCE Astoria Produktion, Hauptquartier / Timisoara / Heim Balp Architekten

„Jetzt brauche ich zuerst einen Espresso“ – dieser Satz ist in Arbeitsräumen sehr häufig zu hören. Kaffee in seinen verschiedenen Zubereitungsformen dient vielen Menschen als Energiezufuhr. Deshalb gibt es auch die verschiedensten Kaffeemarken und Erzeugungsarten. Eine Gruppe von Handwerkern setzte 1969 eine Idee um, die sich heute zur weltweit größten einzelnen Kaffeemaschinenfabrik entwickelt hat: Astoria. Die Firma produziert Kultmaschinen zur Herstellung der schwarzen Energie. Da sich im Zuge der Globalisierung der Markt erweitert, gestalteten die Heim Balp Architekten für Astoria MCE eine neue Produktionsstätte und zugleich das Hauptquartier der östlichen Länder in Timisoara, Rumänien. Der Komplex ist nun eine der beiden Produktionsstätten der Firma für Profi-Espressomaschinen, ganz nach der italienischen Tradition.

 

Astoria MCE

Die Erneuerung einer bestehenden Produktionsstätte für den Espressomaschinenhersteller Astoria in Rumänien bietet einen unaufgeregten Anblick. Die Qualität dieser Architektur, von den Heim Balp Architekten aus Berlin entworfen, liegt aber genau darin. Alle Funktionen sind erfüllt, ein Bild wird vermittelt und trotzdem ist nicht übertrieben worden.

 

Die Architekten haben aber, statt eine neue Architektur zu errichten, die seit 2002 bestehende Originalstruktur erhalten, jedoch wesentliche Änderungen und Erneuerungen eingeplant, um die Funktionalität zu verbessern. Werkstätten wurden erneuert, der Showroom und die Büros adaptiert und das neue Programm schließt eine weitere Produktionslinie mit ein, genauso wie Verwaltung und Logistik. Die bestehenden Teile wurden zu Umkleideräumen und einer Cafeteria für die Belegschaft umgebaut. Das Projekt sah eine komplette Neuorganisation des Grundstückes, inklusive Expedit und Anlieferung samt Laderampen für eine verbesserte Logistik vor. Der Entwurf traf genau die Anforderungen und Wünsche des Kunden nach einer neuen Struktur, um die tägliche Produktion zu erhöhen und gleichzeitig ein jüngeres, eher progressives Firmenimage auszustrahlen. Auch wird durch diese Vorgangsweise eine Menge Energie gespart, da (fast) die gesamte „graue“ Energie im Gebäude bleibt und so der CO2-Ausstoß verringert wird.

Die jetzige MCE Fabrik besteht aus zwei Teilen: Ein sieben Meter hohes, eingeschossiges Gebäude enthält die Produktionsflächen und ein zweigeschossiger Teil beherbergt die Büros, Versammlungsräume, Schauraum, und Schulungsbereiche. Der Haupteingang führt in eine zweigeschossige Halle, in der Besucher an der Rezeption und im Showroom empfangen werden können. Büros und Versammlungssäle sind im zweiten Stock und überblicken das geräumige Atrium im Erdgeschoss. Die Büros und der öffentliche Teil drücken einerseits die Notwendigkeit einer entsprechenden Repräsentation der Firma aus, Werte und Produkte sollen so den Kunden, Vertretern und Besuchern vermittelt werden. Andererseits treffen sich hier Effizienz und Dynamik in der Administration.

 

Astoria MCE

Rote Aluminiumlamellen steuern Transparenz und Durchsicht für das Gebäude und sind zugleich wesentlich für seine markante Erscheinung.

 

Der neue Produktionsbereich erstreckt sich über 4.000 Quadratmeter und so konnte die Stückzahl der täglich produzierten Kaffeemaschinen um 100 Stück erhöht werden. Der Ablauf erfolgt in einem „just in time“-Zyklus, das heißt, dass alle benötigten Teile sofort nach Eintreffen montiert und die fertigen Geräte sofort versandt werden. So wird wichtiger Lagerbedarf reduziert.

Eines der wichtigsten und auch auffälligsten Merkmale der Architektur ist das Design der Fassade. Hier bildet sich durch die Wahl der Materialien eine ständig wechselnde Kombination von Wandfläche und verglasten Teilen. Ebenso steuern die roten Aluminiumlamellen die verschiedenen Ebenen der Transparenz und Durchsicht für das Gebäude. Der Körper stellt eine visuelle Landmark dar, einsichtig in der umgebenden Landschaft und auch von der vorbeiführenden Straße aus. Das ist wichtig, da in seinem industriellen Kontext jegliche visuelle Anhaltspunkte fehlten.

Beide Gebäudeteile sind optisch verbunden und auch durch die rote Metallverkleidung – die sich je nach Funktion im Gebäudeinneren in ihrer Dichte ändert – vereint. Im Erdgeschoss ist die Produktion hinter einer dichten roten Wand verborgen und der Showroom, dank seiner Verglasung komplett offen und einsehbar. Im Obergeschoss wirken die roten Lamellen als Sonnenschutz und erzeugen einen halbdurchsichtigen Effekt. Sie unterstützen so die natürliche Ventilation in der Architektur.

Im Inneren haben die Planer eine ganz bestimmte Materialpalette gewählt, sie bezieht sich auf die Helligkeit und Transparenz der Gesamtarchitektur: Holzverkleidungen bringen eine warme Atmosphäre in die Repräsentationsbereiche, Glaswände teilen die Büroräume, alle Böden sind mit einem hellen Betonestrich belegt. Leitungen und Rohre liegen offen und betonen den industriellen Charakter der Architektur, während zart hellblaue Möblierungen in den Büros einen Kontrast zu dem grau/weißen Hintergrund bringen.

 

MCE Astoria production facility and headquarters
Timisoara, Rumänien

Bauherr: MCE – Macchine per Caffe Espresso – Astoria
Planung: Heim Balp Architekten
Mitarbeiter: Lorenzo Soldi, Michael Cradock, Federica Carletto
Statik: S.C. Euro Architect

Bebaute Fläche: 4.000 m2
Planungsbeginn: 2106
Fertigstellung: 2019

 

Astoria

 

Die Heim Balp Architekten sind kein ganz unbekanntes Büro. 2006 in Berlin vom italienischen Architekten Pietro Balp und dem deutschen Architekten Michael Heim gegründet, befasst sich das Büro mit Städteplanung genauso wie mit der Revitalisierung historischer und bestehender Strukturen. Architekt Heim war fünf Jahre lang Chefdesigner bei Daniel Libeskind, bevor er mit seinem Partner das eigene Büro gründete. Ein spezieller Fokus liegt bei beiden auf der Erneuerung, der Wieder- und Neuverwendung gebauter Substanz im kulturellen, wie im industriellen Bereich. Sie distanzieren sich von der sogenannten „overdesigned architecture“, und tendieren zu minimalen Eingriffen in den Kontext. Das Resultat sind klare, einfache Räume, die keine ikonenhaften Zeichen zur Aufmerksamkeit nötig haben. Eine Architektur, die Geschichte neu schreibt, anstatt sie auszulöschen.

 

Fotos:©Marco Dapino

Text:©Peter Reischer

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Kategorie: Projekte