Die Holzkiste im Garten des Nachbarn

29. Mai 2018 Mehr

Haus D / Wien / Caramel Architekten und Arch. Günther Litzlbauer

Das Grundstück von Haus D liegt inmitten eines Baublocks, umrandet von Siedlungsstraßen. Die einzelnen Häuser umgrenzen einen großen wunderbaren Garten im Herzen des Blockes. Die großzügige Widmung erlaubt es, alle Grundstücke bis zu einem Viertel der gesamten Grundstücksflächen zu bebauen und schafft dadurch auch die Möglichkeit, Grundstücke zu teilen und in den entstehenden Grünflächen nachzuverdichten. Auf diese Weise entstand ein 433 m² großer Bauplatz, der von der Straße aus nicht einsehbar ist, inmitten der bestehenden Grünanlagen. Der Bauplatz liegt sozusagen im Garten der Nachbarn und ist der Beweis, dass Nachverdichtung auch im verbauten Einfamilienhaus-Siedlungsgebiet möglich sein kann.

Durch die Grundwassersituation im Einflussbereich der Donau und die leichte Absenkung des Grundstückes zum Straßenniveau ergab sich der Wunsch des Bauherrn, möglichst hoch bauen zu wollen. Dem entsprachen mit ihrem Entwurf eines Einfamilienhauses mit 189 m2 Nutzfläche die Caramel Architekten und Arch. Günther Litzlbauer. Hoch ist in diesem Fall dreigeschossig, wobei der Raum am Dach (ohne momentan bestimmte Nutzung) – ein geräumiges Zimmer mit eigenem Bad – den Blick weit über alle Nachbargrundstücke ermöglicht. Links und rechts ist der (multifunktionale) Raum von Gründächern und vorne von einer geräumigen Terrasse begrenzt.

 

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Das Kunststück einer Nachverdichtung im verbauten Einfamilienhaus-Siedlungsgebiet schufen Caramel Architekten und Arch. Günther Litzlbauer. Drei Geschosse, leicht versetzt übereinandergestapelt und mit einer Holzlattenverkleidung zu einer Einheit gebracht, schaffen 189 m2 Nutzfläche für eine dreiköpfige Familie.

 

Nach einem langen Erschließungsweg, der von der Straße zwischen den beiden Nachbarhäusern vorbei nach hinten zum Haus D führt, gelangt man durch den Eingang, vorbei an Garderobe und WC direkt in einen geräumigen Wohn-/Essbereich. Hier im Erdgeschoss spielt sich das soziale Leben der momentan dreiköpfigen Familie ab. Ein grauer frei stehender Küchenblock und ein langer Esstisch bestimmen ihn optisch, daneben befindet sich eine – trotz der völligen (raumhohen) Verglasung – fast intim wirkende Wohnnische. Die sichtbar gelassene Stahlbetondecke bringt eine gewisse Nüchternheit, die wiederum durch das Holz des Eichenparketts ausgeglichen wird. Dieser Holzboden zieht sich nahtlos ins Freie hinaus und bildet hier die, auch den Pool umrahmende, Terrasse. Die sozialen Räume im Erdgeschoss sind sehr transparent wirkende Volumina um einen möglichst großen Bezug zum Außenraum, zum Gartenbereich herzustellen. Nebenräume wie Wirtschaftsbereich und Abstellraum sind im Gegensatz dazu teilweise nur durch Lichtschlitze belichtet.

 

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Holz und Stahlbeton bringen einen Kontrast in die Innenräume.

 

Eine schmale Stiege im Eingangsbereich führt in den ersten Stock, hier ist eine ähnliche, geschlossen wirkende Transparenz durch eine türkise Seilverspannung als Stiegengeländer zu bemerken. Im ersten Obergeschoss sind – eher introvertiert – die Schlafbereiche der Familie untergebracht: zwei Kinderzimmer und ein Elternschlafzimmer, Bad und getrenntes WC. Das Obergeschoss wirkt leicht vorspringend, im Vergleich zum Erdgeschoss scheint es darüber zu schweben. Der Schein trügt aber, denn es handelt sich nur um einen Balkon, der allerdings völlig von Holzlatten umschlossen ist. Sogar der Bereich zur Dachfläche besitzt eine über den Balkon vorgeschobene Attika. Diese wiederum bildet gleichzeitig den Sichtschutz zu dem am Dach befindlichen multifunktionalen Rückzugsraum. Diese Lattung zieht sich teilweise auch als natürlicher Sonnen- und Sichtschutz über die Fixverglasungen hinweg.

Die verschiedenen Nutzungsbereiche der dreiköpfigen Familie spiegeln sich in diesen drei unterschiedlich ausgeformten, übereinandergestapelten Volumina wider. Umschlossen wird die Architektur fast vollkommen von einer Fassade aus Holzleisten. Sie bestehen aus grau vorimprägniertem Tannenholz – einerseits um die Verwitterung des Gebäudes vorwegzunehmen und andererseits, um den Körper homogener zu gestalten. Der Raum im Dachgeschoss, als zurückversetzte, ebenfalls geschlossen wirkende Box, wird vom Garten kaum wahrgenommen und schafft so Intimität und einen Rückzugsbereich.

Die Konstruktion besteht im EG aus Beton beziehungsweise einer Sichtbetondecke und einem Holzleichtbau in den Obergeschossen. Das Dach ist ein hinterlüftetes Flachdach mit einer Kunststoffabdichtung und teilweiser Kiesauflage. Energie wird über eine Wasser/Wasser-Wärmepumpe erzeugt, eine Wohnraumlüftung sorgt für ein gutes Innenraumklima.

 

 

Haus D
Wien, Österreich

Bauherr: privat
Planung: Caramel Architekten und Arch. Günther Litzlbauer
Statik: Simon-Fischer ZT-GmbH

Grundstücksfläche: 433 m2
Bebaute Fläche: 108 m2
Nutzfläche: 189 m2
Planungsbeginn: 03/2015
Bauzeit: 10 Monate
Fertigstellung: 07/2016

 

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Erdgeschoss

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1 Obergeschoss

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2 Obergeschoss

  

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotos:©Christian Sperr

Text:©Peter Reischer

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Kategorie: Projekte